Nordkorea Nur Diplomatie schützt vor Atomkrieg mit Nordkorea

Meinung · Ob Präsident Donald Trump sich von der Rhetorik seines Erzfeinds Kim Jong-un hat anstecken lassen? Auf Nordkorea werde „Feuer und Vernichtung“ treffen, wenn das Land die USA weiter bedrohe, sagte er. Da haben sich zwei gefunden, die sich zumindest sprachlich verblüffend ähnlich sind.

Nordkorea: Nur Diplomatie schützt vor Atomkrieg mit Nordkorea
Foto: SZ/Robby Lorenz

 Aus den markigen Worten der beiden Machtmenschen spricht jedoch vor allem Unsicherheit, wie es weitergehen soll. Kim hat zwar mit seinen neu entwickelten Atomwaffen Oberwasser, doch andere Vorhaben rücken in die Ferne. Er wollte die Leistung der eigenen Wirtschaft steigern und den Lebensstandard der Bevölkerung erhöhen. Jetzt, wo China tatsächlich den Handel zurückfährt, dürfte davon wenig übrigbleiben.

Die Supermacht USA wiederum versucht seit den frühen Neunzigerjahren, Nordkorea vom Atomkurs abzubringen. Dennoch hat Kims Vater Jong-il im Jahr 2006 seine erste Kernwaffe erfolgreich getestet. Der übergewichtige Sohn hat nun den Durchbruch geschafft: Interkontinentalraketen könnten die Bombe in entfernte Länder tragen. Die Schuld für das Versagen der etablierten Atommächte gegen Nordkorea liegt bei China – hier hat Trump völlig Recht. Zu viele alte Betonkommunisten in Peking haben eine schützende Hand über den letzten echten sozialistischen Bruderstaat gehalten. Andere Kräfte in der Partei wollten Nordkorea zu Reformen zwingen. Schließlich können Kims Raketen auch Peking und Shanghai erreichen.

Kims Verhalten ist dabei weitgehend folgerichtig. Er eröffnet sich mit den Bomben die Möglichkeit, das Ausland zu erpressen und beispielsweise Geld, Öl oder Lebensmittel im Gegenzug für eine Verringerung seines Arsenals zu fordern. Unter den Sanktionen wird in erster Linie nicht er selbst leiden, sondern das einfache Volk.

Ein spontaner Zusammenbruch des Regimes ist wenig wahrscheinlich. Die Nordkoreaner sind so ahnungslos wie eh und je. Westfernsehen oder ähnliche Informationswege gibt es nicht, dafür pausenlos Aufmärsche, patriotische Lieder und immer die gleiche Botschaft vom gottgleichen Kim.

 Es gibt nur einen vernünftigen Umgang mit dem Problem: Die Staatengemeinschaft muss das Land dazu bringen, sein Atomprogramm zu deckeln und kontrollieren zu lassen. Kim wird die Bombe nicht wieder aufgeben – eher wird er sie benutzen. Eine Mischung aus Druck und offenen Verhandlungen könnte wieder etwas Sicherheit herstellen.

Kim giert nach internationalem Respekt. Sein Land braucht zudem dringend Warenlieferung­en. Wenn Trump mit Feuer und Vergeltung droht – immerhin eine Sprache, die Kim versteht – müsste er im zweiten Schritt die Realität anerkennen und Unterhändler schicken. Alle Ausrüstung zur Herstellung von Atombomben und Raketen kommt unter Aufsicht. Bomben sind getrennt von den Raketen zu lagern. Nordkorea bleibt im Besitz der Waffen, darf aber nur unter diesen Bedingungen  mit der Außenwelt handeln. Ein ähnliches Geschäft wie mit dem Iran wäre denkbar. Aber kann Trump das?

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