Meinung:

Trinken und schämen

Von Pia Rolfs

Bei Weihnachtsfeiern in der Firma begegnen sich die Mitarbeiter mal ganz anders. Dann lernen sie einander als Menschen kennen, nicht nur als Funktionsträger, meint etwa der Bonner Arbeitspsychologe Gerhard Blickle. Doch das muss kein Vorteil sein.

Denn offenbar ist der Kollege, wenn er denn mal Mensch ist, besonders peinlich. Einer Umfrage zufolge schämen sich auf Weihnachtsfeiern acht Prozent der Mitarbeiter für betrunkene Kollegen, die sich daneben benehmen. Die anderen 92 Prozent sind vermutlich die Betrunkenen. Eine Integration der nüchternen Minderheit ist natürlich dringend erforderlich. Lässt sich doch das Gefühl des Fremdschämens für die Kollegen häufig erst im fünften Glühwein erfolgreich ertränken. Wer aber unbedingt einen klaren Kopf behalten will, sollte diese Absicht vernebeln. Ansonsten ist er für Weihnachtsfeier und Arbeitsleben am Ende noch überqualifiziert.