Der Star im Schatten

Ja, der gestrige Tag passte zu Meinrad Maria Grewenig: Am Morgen folgten ihm vier Dutzend Journalisten durch seine neue Schau "Ägypten - Götter. Menschen. Pharaonen." im Völklinger Weltkulturerbe. Nachmittags blickte man dann im Untersuchungsausschuss zum Anbau des Saarlandmuseums auf ihn.

Gewiss war dies nicht der angenehmste Termin für den Welterbe-Generaldirektor, wird es doch immer schwieriger, seine Rolle als Ex-Interimschef des Saarlandmuseums zu durchschauen. Doch öffentlichkeitswirksam war auch dieser. Es liegt auch an der Person Grewenig, dass jeder Termin mit ihm zum Auftritt wird.

Für das jüngste Welterbe-Projekt zu Ägypten, das am Freitag startet, kündigte er eine Ausstellung an, die "ein Traum ist". Das Größte, das Sensationellste ist eben sein Geschäft, seit Grewenig vor 15 Jahren in Völklingen das Ruder übernahm. Tatsächlich sind die 250 ägyptischen Artefakte aus dem Turiner Museo Egizio außerordentlich. Selbst wenn man bereits eine der großen ägyptischen Sammlungen in Kairo, in Paris oder eben in Turin sehen durfte, bannt einen dieser Parcours durch 4000 Jahre Hochkultur. Der Haken dabei: Komm, schau und staune - nach diesem Schema funktionierte bisher jede der Völklinger Ausstellungen. Man bekommt stets viel zu sehen. Mit vertiefender Information aber geizen die Ausstellungsmacher - wie mit dem, was heute zum zeitgemäßem Museumsangebot gehört: Computer, an denen man selbst recherchieren kann, sucht man etwa vergebens. Der Grund dafür ist simpel: Die Gebläsehalle muss immer wieder aufs Neue zum Museum umgerüstet werden, das sie aber doch nicht ist.

Dazu kommt über die Jahre ein erstaunliches Panoptikum an Themen. Vor Ägypten war es die "Generation Pop", Ferraris parkten bereits in der Gebläsehalle, Asterix war zu Gast, und Grewenig zeigte dort auch schon historische Aktfotografie. Selten aber hat je eine Ausstellung die Frage schlüssig beantwortet: Warum macht Grewenig dies hier? Was hat es mit Industriekultur zu tun? Dass nun die gigantischen Windmaschinen, die ortseigenen Prunkstücke also, im Halbdunkel verschwinden, damit die ägyptischen Schätze glänzen können, sagt schon fast alles.

Keine Frage: Meinrad Maria Grewenig hat für das saarländische Welterbe Entscheidendes bewirkt. Er hat Millionen Menschen nach Völklingen geholt. Er ist ein Besucherfischer par excellence. Auch wurden weite Bereiche des alten Hütten-Areals unter seiner Ägide erschlossen. Zwischen all den Sensationen aber, die Grewenig in 15 Jahren präsentierte, geriet der eigentliche Star - die alte Hütte, ihre Geschichte und die Menschen, die dort gearbeitet haben - immer weiter in den Schatten. Mehr Licht auch auf die Hütte, das täte Not.

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