Kulturgutverluste Von Schirach lässt Familiengeschichte aufarbeiten

Hamburg · (kna) Schriftsteller Ferdinand von Schirach (55) hat die Aufarbeitung seiner Familiengeschichte zur NS-Zeit beschlossen. Er habe das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste beauftragt, herauszufinden, in welchem Umfang seine Familie im Dritten Reich am Raub von Bildern aus jüdischem Besitz beteiligt war, sagte er dem „Zeit“-Magazin (Donnerstagsausgabe).

„Ich wollte, dass alles, was heute noch dazu gefunden werden kann und mit meiner Familie zu tun hat, wissenschaftlich untersucht und veröffentlicht wird.“

Von Schirachs Großvater Baldur von Schirach war unter Hitler „Reichsjugendführer“ und von 1940 bis 1945 Gauleiter in Wien und damit für die Deportation der österreichischen Juden verantwortlich. „Vielleicht ist das ja das Einzige, was den Opfern hilft – wenigstens zu wissen, was mit ihrem geraubten Eigentum passiert ist“, sagte Ferdinand von Schirach. „Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste beauftragte das Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München, ich habe die Forschung finanziert. Mittlerweile liegt ein 177 Seiten dicker Abschlussbericht vor, der bald der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Vielleicht ist das für andere Familien mit einer ähnlichen Geschichte eine Anregung“, zitiert das Magazin den Autor und Anwalt von Schirrach. Seine beiden Bestseller „Verbrechen“ und „Schuld“ erzählen Kurzgeschichten, die auf Fällen seiner Kanzlei beruhen.

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