Lähmend humorlos: Michael Hanekes Mozart-Oper in Madrid

Madrid. Michael Haneke war beim Schlussapplaus aus gutem Grund entschuldigt. Er hoffte, bei der Oscar-Verleihung gebraucht zu werden - mit Recht (siehe Text links). Gerard Mortier hatte den österreichischen Filmemacher als Intendant in Madrid zu einer "Così fan tutte" überredet

Madrid. Michael Haneke war beim Schlussapplaus aus gutem Grund entschuldigt. Er hoffte, bei der Oscar-Verleihung gebraucht zu werden - mit Recht (siehe Text links). Gerard Mortier hatte den österreichischen Filmemacher als Intendant in Madrid zu einer "Così fan tutte" überredet. Bei Haneke wird sie zu einem veritablen Beziehungsdesaster, bei dem kaum eine Perspektive für die Paare bleibt. Auf den ersten Blick macht er aus Mozarts Oper eine aus dem Ruder laufende Kostümparty im Hause eines reichen Mannes. Don Alfonso und Despina die Gastgeber, miteinander verheiratet und schon im Stadium des Ehestellungskrieges angekommen. Wozu dann auch die Party gehört, mit der man sich und einer halb in Abendgarderobe von heute, halb im Mozart-Outfit kostümierten Gesellschaft vorführt, dass es gar nicht anders enden kann.Als Einstieg ist das originell. Doch Hanecke verschränkt, trotz der Kostümbehauptung, die Epochen nicht wirklich miteinander. Stattdessen treibt er dem Stück mit lähmender Konsequenz das Komödiantische aus. Ebenso Sylvain Cambreling am Pult, der ausbremst, melancholisch nachdunkelt. Hinreißend ist Anette Fritsch als Fiordiligi im roten Kleid, Paola Gardina als lebenslustige Dorabella im herben Hosenanzug. Juan Francisco Gatell liefert einen temperamentvollen Ferrando. Und Andreas Wolf nutzt als Guglielmo die Möglichkeit überzeugend, von seinem Verführungserfolg eher angewidert als erfreut zu sein. Das sind die szenischen Lichtblicke im Dunkeln. Kurzer Applaus. jl

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