Karten-Chaos: Ruf nach Schadenersatz

Frankfurt/Saarbrücken. Trotz der Schwierigkeiten mit rund 30 Millionen EC- und Kreditkarten: Deutschlands Geldinstitute wollen ihren Kunden einen millionenfachen Austausch der Karten möglichst ersparen. Derzeit werde intensiv geprüft, fehlerhafte Karten-Mikrochips mit Hilfe einer neuen Software zu reparieren, sagte gestern ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV)

Frankfurt/Saarbrücken. Trotz der Schwierigkeiten mit rund 30 Millionen EC- und Kreditkarten: Deutschlands Geldinstitute wollen ihren Kunden einen millionenfachen Austausch der Karten möglichst ersparen. Derzeit werde intensiv geprüft, fehlerhafte Karten-Mikrochips mit Hilfe einer neuen Software zu reparieren, sagte gestern ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV). "Unsere Aktivitäten zielen darauf ab, einen Austausch so weit wie möglich zu vermeiden." Der Handelsverband Deutschland (HDE) kritisierte, beim Zahlen per EC-Karte und Geheimzahl komme es regelmäßig zu Ausfällen. Der Handel verlangte Ausfallgarantien und Schadenersatz. "Die Kreditwirtschaft muss dafür sorgen, dass die von ihr angebotenen Systeme zuverlässig funktionieren", sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Der Handel zahle dafür jährlich Gebühren in dreistelliger Millionenhöhe. Probleme gebe es derzeit bei etwa einem Fünftel von insgesamt einer Million Zahlungsterminals. Auch Verbraucherschützer fordern die Banken wegen des Jahr-2010-Fehlers zu Schadenersatzzahlungen auf. "Bis die Panne behoben ist, sollten Banken bei betroffenen Verbrauchern keinerlei Gebühren für das Abheben am Schalter oder an Geldautomaten fremder Geldinstitute in Rechnung stellen. Auch die Grundgebühr für die Karten sollte in diesem Monat wegfallen", sagte Klaus Müller, Vorstand der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) verlangte von Banken und Sparkassen mehr Sorgfalt, um die Funktionsfähigkeit der Karten zu gewährleisten. "Wenn Kunden jetzt gezwungen sind, am Bankschalter Bargeld zu holen, dürfen dafür keine Gebühren berechnet werden", sagte sie dem "Tagesspiegel". Der Sparkassenverband Saar sicherte zu: "Sollten aufgrund der Fehlfunktion der Karten unsere Kunden mit zusätzlichen Gebühren belastet werden, so werden diese - vorbehaltlich einer Prüfung des Einzelfalls - erstattet", sagte Verbandspräsident Franz Josef Schumann. Wie der Zentrale Kreditausschuss (ZKA) als Dachorganisation von Banken und Sparkassen mitteilte, sollen die Probleme an Geldautomaten mittlerweile behoben sein. Die Terminals im Handel sollen bis Anfang kommender Woche wieder funktionieren. Grund des Ärgers sind falsch programmierte Mikrochips in bestimmtem Karten. Diese können die Jahreszahl 2010 nicht korrekt verarbeiten. Betroffen sind entgegen ersten Vermutungen nicht neue, sondern ältere Karten. Keine Probleme gebe es mit allen EC-Karten, die nach dem 1. Juli 2009 ausgegeben wurden, und bei Kreditkarten mit Ausgabe nach März 2009, sagte der DSGV-Sprecher. Tüftler empfahlen gestern, den EC-Karten-Chip mit Klebeband abzudecken. Dann sei das Bezahlen problemlos möglich. Der ZKA rät von dieser Lösung ab. So stelle sich die Frage der Haftung, wenn Karten dabei beschädigt würden. dpa/ddp/redMeinung

Kunden verdienen Kulanz

Von SZ-RedakteurVolker Meyer zu Tittingdorf Erst hat die Finanzkrise das Vertrauen der Verbraucher in die Banken erschüttert, und jetzt kommt noch der Ärger wegen der falsch programmierten EC-Karten hinzu. Es ist gut zu verstehen, wenn die Kunden die Nase voll haben von den Geldinstituten. Verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen, ist eh schwer, solche peinlichen Pannen machen diese Aufgabe noch schwieriger. Die Branche tut gut daran, bei Beschwerden kulant zu reagieren und alle Schäden unbürokratisch zu ersetzen. Eine Bewährungsprobe für den Service, den die Banken immer gern versprechen.

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