Institut: Kredite schwerer zu bekommen

München/Saarbrücken. Der Zugang der Unternehmen zu Krediten hat sich nach einer Umfrage des Münchner ifo Instituts weiter erschwert

München/Saarbrücken. Der Zugang der Unternehmen zu Krediten hat sich nach einer Umfrage des Münchner ifo Instituts weiter erschwert. Im Bauhauptgewerbe, im Handel und im verarbeitenden Gewerbe hätten die Befragungsteilnehmer das Verhalten der Banken im Dezember deutlich restriktiver als im Vormonat beurteilt, teilte das ifo Institut unter Berufung auf seine monatlich erhobene sogenannte "Kredithürde" mit. Die Umfrage basiert auf 4000 Meldungen von Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft. Die Volks- und Raiffeisenbanken sowie die Sparkassen haben dagegen ihr Kreditengagement nach eigenen Angaben deutlich ausgebaut. Von Januar bis September hätten die Volks- und Raiffeisenbanken Kredite in Höhe von 99,5 Milliarden Euro vergeben und damit 2,1 Milliarden Euro mehr als im Vorjahreszeitraum. "Von Zurückhaltung ist bei den mittelständischen Firmen nicht viel zu spüren", sagte der Sprecher des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, Steffen Steudel. "Wir könnten noch eine Schippe drauflegen, wenn die Kreditnachfrage noch stärker wäre", sagte er weiter. Als Gründe für das gute Kreditgeschäft nannte er die Zurückhaltung der Konkurrenzbanken und die örtliche Nähe der Genossenschaftsbanken zu ihren Kunden. Auch die von den Sparkassen den Unternehmen zur Verfügung gestellten Kredite legten von Januar bis Oktober um 10,5 Prozent auf 48,4 Milliarden Euro zu. Auch im Oktober lagen die Darlehenszusagen mit 7,12 Prozent deutlich über dem Vergleichsmonat in 2007. Ähnlich sieht es auch bei den saarländischen Sparkassen aus, sagt Direktor Christian Molitor vom Sparkassenverband Saar. Die Dynamik habe in diesem Jahr jedoch nachgelassen. Dies sei allerdings darauf zurückzuführen, dass die gewerblichen Kunden der Saar-Sparkassen nicht mehr soviele Kredite nachgefragt hätten wie im Jahr 2007. Auch würden die Darlehen stärker auf die Risikolage und die Bonität der Unternehmen zugeschnitten. Vor allem große Unternehmen klagten laut ifo Institut über stärkere Zurückhaltung der Banken. "Großunternehmen, die traditionell den besten Zugang zu den Krediten hatten, stoßen heute offenbar am ehesten auf Kredithürden, weil sie auf die von der Finanzkrise besonders betroffenen großen Privatbanken und Landesbanken angewiesen sind", teilte das ifo Institut weiter mit. Knapp die Hälfte von ihnen gab an, Probleme bei der Kreditaufnahme zu haben. Bei kleinen und mittelständischen Unternehmen war es nur gut ein Drittel. "Deutschland nähert sich der Kreditklemme," hieß es Meinung

Gespaltene Kreditwelt

Von SZ-RedakteurLothar Warscheid Die Kreditwelt scheint gespalten. Das ifo Institut stellt fest, dass es viele Unternehmen zurzeit schwer haben, an Fremdkapital zu kommen. Die Volks- und Raiffeisenbanken sowie die Sparkassen kennen dieses Problem offenbar nicht. Es sind wohl nur die von der Finanzkrise hart getroffenen Geschäfts- und Landesbanken, die mit Krediten knausern, die Messlatte hoch legen. Sie bedienen vor allem Großunternehmen und Konzerne. Der Mittelstand hingegen pflegt die Nähe zu den Banken vor Ort. Hier kennt und schätzt man sich. Die deutsche Bankenvielfalt erweist sich wieder mal als stabilisierender Standortfaktor, dessen Wert man nicht hoch genug einschätzen kann.

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