Im Netz der Widersprüche

Nachdem sich Frank-Markus Barwasser in der Rolle seiner Figur Erwin Pelzig in den vergangenen Jahren in TV-Sendungen wie „Neues aus der Anstalt“ getummelt hat, kehrt er nun auf die Bühne zurück. Am 16. Dezember, 20 Uhr, ist der Kabarettist in der Congresshalle Saarbrücken zu Gast. SZ-Mitarbeiter Marko Völke sprach mit dem 53-Jährigen.

 Freut sich schon auf die Große Koalition: Erwin Pelzig. Foto: www.pelzig.de

Freut sich schon auf die Große Koalition: Erwin Pelzig. Foto: www.pelzig.de

Foto: www.pelzig.de

Was erwartet die Besucher Ihrer aktuellen Bühnenshow?

Barwasser: Pelzig forscht nach den Widersprüchen, in die wir uns alle dauernd verwickeln, politisch, gesellschaftlich, persönlich. Stichwort: kognitive Dissonanz, ein Begriff aus der Sozial-Psychologie. Klingt erstmal nicht komisch, aber wenn der Mensch sich in den Widersprüchen seines Tuns und Denkens verheddert, birgt das sehr viel komisches Potenzial. Da sagt einer zum Beispiel, er geht nicht mehr Wählen aus Angst vor Enttäuschung, spielt aber seit 30 Jahren Lotto. Das finde ich drollig.

Es ist bemerkenswert, wie viele Politiker sich darauf eingelassen haben, in Ihren TV-Sendungen "durch den Kakao" gezogen zu werden.

Barwasser: Ich bestreite, dass ich jemanden durch den Kakao ziehe. Das wäre viel zu einfach und auch unfair. Ich frage oft sehr direkt, ja. Aber dahinter steckt meistens eine gründliche Vorbereitung auf den Gast, was dieser wiederum auch spürt und sich dadurch ernst genommen fühlt. Vielleicht kommen gerade deswegen viele, weil sie wissen, ich setze ihnen keine Hasenohren auf und lasse sie damit im Kreis hüpfen. Ein Politiker sagte mir mal, der Pelzig sei schon eine Herausforderung, weil er anders frage und man echtes Interesse spüre. Das war ein schönes Kompliment.

Wer hat abgesagt und wer steht noch auf Ihrer Wunschliste?

Barwasser: Absagen kommen von den wenigsten, manche antworten gar nicht, bei anderen ist es ein Zeitproblem, weil ich die Sendung ja nur acht mal im Jahr mache und der Weg von Berlin nach München etwas weit ist. Hängt auch immer davon ab, ob die Anfrage bis zum Gast vordringt oder irgendein vorsichtiger oberwichtiger Referent gleich abwiegelt.

Wie reagieren die Politiker nach dem Ende der Aufzeichnung?

Barwasser: Die Stimmung nach der Sendung ist meistens gelöst und sehr offen. Manchmal trinken wir noch ein Glas danach. Das ist immer ganz interessant, weil es dann sehr entspannt zugeht. Vor der Sendung stehen ja alle unter Strom.

Ist eine große Koalition gut für das Politkabarett?

Barwasser: Was das Themenangebot betrifft, ist sie nicht besser oder schlechter als jede andere Koalition. Allerdings gibt es jetzt ja nur noch eine eher einflusslose Opposition im Bundestag. Ich finde, da sollten sich mehr Menschen außerhalb des Parlaments zu Wort melden.

Wie kommt der fränkische Dialekt im Saarland an und was halten Sie von unserer Mundart?

Barwasser: Vor ein paar Jahren bin ich ja schon mal im Saarland aufgetreten und es gab keine Verständnisprobleme, im Gegenteil. Dialekte erden die Menschen und bringen sie zusammen. Ich hatte auch mal eine Freundin aus dem Saarland, die sprach diesen Dialekt. Seitdem gefällt er mir. Das lag aber vielleicht auch nur an der Frau.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort