Großartige Orchesterleistung und perfekte Technik

Saarbrücken · In der Saarbrücker Congresshalle gaben die Deutschen Radio Philharmoniker gestern unter Günther Herbig die 10. Sinfonie von Schostakowitsch. Das Violinkonzert von Beethoven spielte die japanische Solistin Akiko Suwanei.

Ludwig van Beethovens Violinkonzert füllte am Sonntagvormittag zur dritten SR-Matinée die Congresshalle bis auf den letzten Platz. Die Erwartungen waren hoch, denn den Solopart hatte diesmal die renommierte Japanerin Akiko Suwanei übernommen. Am Pult der Deutschen Radio Philharmonie stand Günther Herbig.

Der nicht ganz lupenreine Einstieg in die Solo-Oktaven des ersten Satzes war allerdings bald vergessen, nachdem sich die Solistin in den ersten Minuten stabilisiert hatte. Die Präsenz ihrer Stradivari ließ keinen Ton verloren gehen, auch wenn die ungewohnte Schärfe mancher Diskanttöne nicht so recht in das ansonsten ausgewogene Klangspektrum des Violinparts passen wollte. Natürlich wartete die Geigerin mit perfekter Technik und klanglicher Delikatesse auf. Ihren kleinen romantischen Aperçus aber widerstand Herbig am Pult mit gewohntem Selbstbewusstsein. Seine Sorgfalt, das klassische Ebenmaß auch bei der Begleitung zu wahren, ließ dann auch nicht zu, dass die Solistin das Rondo-Finale spontan gefühlt gerne etwas hurtiger genommen hätte.

Dennoch: "Eine Komposition ist dann gut, wenn sie unterschiedlichen Interpretationen standhält", meinte einmal Rudolf Wagner-Régeny. Hochglanzpolitur hatte die Solistin jedenfalls aufgelegt, das Orchester lieferte kontrastreich auch erdige Farben und thematische Klangpracht. In seinem Element war Herbig dann bei der 10. Sinfonie von Dimitrij Schostakowitsch. Sie wurde von ihm zuletzt 2005 und dann noch einmal 2010 von Josep Pons an gleicher Stelle dirigiert.

Herbigs Klangregie war wie immer in die akustischen Rahmenbedingungen eingepasst. Sein vierfaches Forte wurde so nicht bruitistisch zum Selbstzweck, sondern Bestandteil einer Dramaturgie, die die Möglichkeiten des Orchesters mit dem Ausdruckspotenzial der Partitur vereinte. So wurden Erregung und innere Unruhe bedrohlich inszeniert, Gewalttätigkeit exekutiert, scheinbare Fröhlichkeit erschlagen, groteske Heiterkeit von Katastrophischem überdeckt. Die penetrant herausgearbeiteten Klang-Initialen D-S-C-H ließen an Autobiografisches denken, die Eindringlichkeit, mit der die Bläsersolisten und das ganze Orchester sich einsetzten, rundete sich zu einer großartigen Leistung.

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