Geschichten vom Verschwinden

Saarbrücken · „Alles wieder zurück“ ist eine Ausstellung in der Saarbrücker Stadtgalerie betitelt. Die Malerin und Multimediakünstlerin Gabriela Oberkofler hat Erinnerungen an ihr Heimatdorf künstlerisch verarbeitet.

 Gabriela Oberkoflers „Geranie“ von 2009, derzeit zu sehen in Saarbrücken. Fotos: Stadtgalerie

Gabriela Oberkoflers „Geranie“ von 2009, derzeit zu sehen in Saarbrücken. Fotos: Stadtgalerie

 Tiere gehören zu Oberkoflers Hauptmotiven. Dieses Bild von 2011 trägt den Titel „Fuchs“.

Tiere gehören zu Oberkoflers Hauptmotiven. Dieses Bild von 2011 trägt den Titel „Fuchs“.

Die Ausstellungen in der von Andrea Jahn geleiteten Stadtgalerie Saarbrücken hatten bislang immer eine zweite Ebene, auf der die Rolle der Kunst und des Künstlers behandelt wird. Die aktuelle der Malerin und Multimediakünstlerin Gabriela Oberkofler gewidmete Ausstellung greift unter dem Titel "Alles wieder zurück" das Thema Erinnern und Vergegenwärtigen in der Kunst als genuine Leistung des Künstlers auf. Dazu versammelt die auf drei Räume verteilte Schau (eine zweite zeigt unter dem Titel "Music for Animals" Video- und Klanginstallationen des Leipzigers Marek Brandt) die in den letzten Jahren entstandenen Arbeiten Oberkoflers.

Es sind ihre Erinnerungen an das Dorf Jenesien in Südtirol, aus dem die in Stuttgart lebende 39-jährige Oberkofler stammt und aus dem sie das Material für ihre Installationen und Aquarellzeichnungen nimmt. Es sind Geschichten vom Verschwinden von Tieren und Menschen aus der dörflichen Lebenswelt, den Veränderungen der Natur und ihren unterbrochenen Kreisläufen.

Da ist der Kirschbaum, der abgenagte Kirschkerne trägt; ein Schafffell, um das sich in einem Video die Schafe auf einer Weide sammeln; das Video von der Turteltaube, die - gekauft, um sie in die Natur frei zu lassen - in ihrem Käfig bleiben muss. Der Zaun, der als Objekt im Raum und auf ihren Aquarellzeichnungen erscheint, manifestiert die Grenze, hinter die es kein Zurück gibt. Alles zerfällt, um zu verschwinden. Wäre da nicht die Kunst, in der Zeit und Raum aufgehoben sind. Um dies zu zeigen, nimmt Oberkofler einfache Bilder, kleine Dinge, deren Verfall sie auf dem Papier oder als Objekt festhält. Im zierlichen Strichwerk des mit Pigment gefüllten Faserstiftes verwebt sie im Dauer beanspruchenden Prozess des Herstellens ihrer Zeichnungen Zeit im (Bild-)Raum. Die den Zerfall anzeigenden Wunden an den Körpern von Pferden und Katzen, die nur als Fragmente gezeichneten Pflanzen und die weißen Stellen auf dem Papier bilden diesen Prozess ab und bieten ihm damit Einhalt. Dem folgt die Inszenierung der Ausstellung.

Eine rote Wand in einem Raum im Obergeschoss, eine grüne Wand im Stockwerk darunter, beide verbunden durch eine Installation in einem dritten Raum markieren die Grenzen der Installation und runden sie doch zum Ganzen. Welch tröstende Wahrheit hält die Ausstellung bereit, die sich als felsenfestes Bekenntnis zur Kunst als Widerstandsbewegung gegen den Zerfall erweist. Bis 23. März. Geöffnet: Dienstag bis Freitag, 12 bis 19 Uhr. Samstag/Sonntag/Feiertag, 11 bis 19 Uhr.

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