Gebührenmodell auf dem Prüfstand

Mainz · Die Sparda-Bank Südwest plant eine Digital-Offensive, um mehr Kunden anzusprechen. Von Videoberatungen bis zur Kontoeröffnung per Smartphone. Personal werde nicht abgebaut.

 Hans-Jürgen Lüchtenborg, Chef der Sparda-Bank Südwest

Hans-Jürgen Lüchtenborg, Chef der Sparda-Bank Südwest

Foto: Sparda Südwest

In der Sparda-Bankengruppe gibt es bundesweit Überlegungen, die kostenlose Kontoführung zumindest teilweise durch kostenpflichtige Leistungen zu ersetzen. Dies sagte gestern der Chef der Sparda-Bank Südwest, Hans-Jürgen Lüchtenborg, in der Bilanz-Pressekonferenz. Im Zuständigkeitsbereich der Sparda-Bank Südwest mit ihren 44 Filialen und 41 SB-Stellen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland sei dies vorerst noch kein Thema. Allerdings müsse man in einem Markt mit zurückgehenden Erträgen und einem härteren Wettbewerb aller Banken um immer weniger Kunden überlegen, wie man auch längerfristig als Bank erfolgreich bestehen kann.

"Ein kostenlos geführtes Konto wird es immer geben", sagte Lüchtenborg. Jedoch sei denkbar, es mit bestimmten gebührenpflichtigen Leistungen zu verbinden, etwa der Ausgabe von Kreditkarten inklusive damit verbundener Versicherungsleistungen.

Mit einer umfangreichen Digital-Offensive im laufenden Jahr will die Sparda-Bank Südwest, die 794 Mitarbeiter und 95 Auszubildende beschäftigt, auf ein geändertes Kundenverhalten reagieren. Dazu gehört unter anderem die Möglichkeit, ein Konto per Smartphone zu eröffnen. Zudem soll es mehr Video-Beratungen geben. Ob Privatkredit oder Baufinanzierung - Vorstandschef Lüchtenborg und seine Kollegen verfolgen die Vorstellung der "Omni-Kanal-Vision": Alle Leistungen der Bank sollen von jedem Gerät aus nutzbar sein, ob PC oder Smartphone. Die Präsentation der Leistungen soll passend auf das jeweils genutzte Medium zugeschnitten werden. Es gibt eine neue App und einen überarbeiteten Internet-Auftritt. Heute schon würden 43 Prozent der rund 449 000 Girokonten online genutzt.

Die Umstellung auf mehr Formen der "digitalen Bank" habe weder eine Schließung von Filialen noch Personalabbau zur Folge, versicherte Lüchtenborg. Wo Neuerungen eingeführt werden, soll auf das Personal zurückgegriffen und dieses weiterqualifiziert werden. Die Bank brauche noch mehr Berater. Diese kämen bei Bedarf auch in Selbstbedienungs-Filialen. Generell will die Sparda-Bank Südwest die Zahl ihrer Beratungsgespräche erhöhen, die derzeit bei 70 000 im Jahr liegt. Hier sieht Lüchtenborg noch großen Spielraum nach oben, da derzeit nur 20 Prozent der Kunden über eine direkte Ansprache erreicht werden. 80 Prozent hätten ein Konto, aber bisher wohl keinen regelmäßigen Beratungsbedarf. Die Sparda-Bank betreut ausschließlich Privatkunden. Trotz der Niedrigzinsphase, die wohl noch mehrere Jahre andauere, sieht Lüchtenborg Möglichkeiten, Privatvermögen sinnvoll anzulegen.

Das genossenschaftliche Organisationsmodell sei ein Erfolg. Die Zahl der Mitglieder stieg Ende 2015 auf 503 396 und überschritt erstmals die halbe Million. Unter den Kreditzusagen von 1,2 Milliarden Euro dominiert die Baufinanzierung mit 809 Millionen Euro. Die Kundeneinlagen stiegen um 161 Millionen Euro auf 7,5 Milliarden Euro , die Kundenforderungen um 2,7 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro . Die Bilanzsumme erreichte 9,3 Milliarden Euro (2014: 9,5 Milliarden Euro ). Der Bilanzgewinn verringerte sich leicht um knapp ein Prozent auf 15,35 Millionen Euro.

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