Ein schillerndes Stück Großregion

Saarbrücken · Der Robert Schuman-Kunstpreis erfährt im 50. Todesjahr seines Namensgebers eine ungeahnte Wendung, denn der in diesem Jahr von der Stadt Saarbrücken ausgerichtete Wettbewerb wartet mit einer aufregenden Ausstellung und einer 25-jährigen Preisträgerin auf. Die Performance- und Fotokünstlerin Elodie Lanotte aus Nancy erhält den mit 10 000 Euro dotierten Preis.

 Die holografische Installation von Jeff Desom in der Saarbrücker Stadtgalerie: Der Luxemburger zählte zu den Nominierten. Foto: Oliver Dietze

Die holografische Installation von Jeff Desom in der Saarbrücker Stadtgalerie: Der Luxemburger zählte zu den Nominierten. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Man hatte schon die Hoffnung aufgegeben, dass es mit dem Kunstpreis Robert Schuman noch etwas wird, den die vier Quattropole-Städte Luxemburg, Metz, Trier und Saarbrücken seit 1991 im Zweijahresrhythmus ausloben. Die aktuelle Runde erweist sich als erfrischende Ausnahme von der Regel.

Die Stadtgalerie etwa, die als Hauptspielort für die insgesamt 16 Künstlerinnen und Künstler der Großregion dient, erscheint neu und voller Überraschungen hinter Wänden und Nischen. Selbst der dunkle Keller des Hauses erweist sich als unheimliche Kammer des Schreckens mit spitz schrillenden Schlüsselfindern, deren rot glühende Schar von der für Trier startenden Judith Spang dort hin verbracht wurde.

Die im Wettbewerb vorherrschende Tendenz der Mischung der Medien, Malerei und Video, bestimmt auch die Inszenierung der Beiträge, so dass daraus eine funktionierende Ausstellung wurde. So begegnen sich die Porträts von Nomaden des Trierer Fotografen Florian Luxenburger und die auf den Effekt des Verstörenden setzende Malerei des Trierers Sebastian Böhms. Was für sich allein beliebig bliebe, stärkt sich im Miteinander: Die Aussage der Fotografien wird markanter, anstatt auf die etwas kalkuliert wirkenden Gesten Böhms schaut man auf Details. Die Ausstellung erweist sich daher als ein schillerndes Stück Großregion, das Ingeborg Besch, seit Jahren zuständig für die Auswahl der saarländischen Teilnehmer nun in ihrer Eigenschaft als Kuratorin der gastgebenden Stadt hier in Szene gesetzt hat. Reine Malerei oder reine Bildhauerei, nur Video oder nur Fotografie ist zu wenig, wie die Beiträge des Luxemburger Malers Christian Frantzen zeigen. Wenn Film, dann muss es muss es schon der Film zitierende Film oder das Hologramm im Guckkasten beim Luxemburger Jeff Desom sein. Den Hang zu Mixed Media verkörpern ideal die Saarbrücker Teilnehmer Leslie Huppert, Armin Rohr, Volker Sieben & Christof Thewes sowie Mert Akbal, die sich im Wettbewerb behaupten konnten und auch in der Ausstellung überzeugen. Dabei muss es nicht laut zugehen. Gerade zwei leise Arbeiten finden sich in der k4 Galerie mit Guillaume Barborinis auf Video und Papier dokumentierten Recherche über Faserstifte, Linien und der Bewegung in der Natur. Die andere, die Videoarbeit über Falten und eine Fotoserie über Kleidungsstücke von Elodie Lanotte, erwies sich der Jury als preiswürdig. Und das zurecht. Dass man sich gerade für eine junge Künstlerin entschied, die sich mit einfachen Bildern einem buchstäblich vielschichtigen Themenfeld wie Körper und Hüllen annimmt, gibt dem Preis eine Perspektive. Das ist zwar nichts, was die Welt noch nie gesehen hat, aber die Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit, mit der dieser Bilder in die Welt kommen, ist einfach schön zu sehen.

Und am Ende bleibt auch noch Platz für Robert Schuman selbst, den der für Trier startende Laurent Steinmayer auf die Wand im Veranstaltungsraum gesprüht hat, begleitet von dessen Ausspruch: von wegen, wer nicht kämpfen kann, kann auch nicht das Schöne verteidigen. Gut gekämpft dies Mal!

Ausstellung bis zum 12. Januar. Öffnungszeiten Stadtgalerie: Di bis Fr von 12 bis 19 Uhr. Sa/So, Feiertag von 11 bis 19 Uhr. K4 Galerie: täglich von 15 bis 18 Uhr, Sa/So, Feiertag von 11 bis 19 Uhr. Johanneskirche: täglich von 15 bis 18 Uhr. Sa, So und Feiertag: 11 bis 19 Uhr.

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