Die ungeöffnete Zauberkiste

Sie hatten schon als Teenager mit Spielberg zu tun. Wieso?Abrams: Mit meinem Freund Matt Reeves gewann ich als 15-Jähriger ein Super-8-Filmfestival, über das die "Los Angeles Times" berichtete. Steven las den Artikel und ließ über sein Büro anfragen, ob wir seine alten Filme restaurieren wollten

Sie hatten schon als Teenager mit Spielberg zu tun. Wieso?Abrams: Mit meinem Freund Matt Reeves gewann ich als 15-Jähriger ein Super-8-Filmfestival, über das die "Los Angeles Times" berichtete. Steven las den Artikel und ließ über sein Büro anfragen, ob wir seine alten Filme restaurieren wollten. Dadurch bekamen wir die einzigartige Chance, seine frühen Filme zu sehen, die er mit 16 gedreht hatte. Damals, DVDs gab's noch nicht, konnte man sie nirgendwo sehen.

Inwieweit war sein Talent in diesen Super 8-Filmen zu erkennen?

Abrams: Natürlich sahen die Filme ganz anders aus als seine späteren, er hatte schließlich noch nicht all die Möglichkeiten und Technologien zur Verfügung, die er später benutzte. Aber man konnte ganz klar erkennen, dass dieser Typ geboren wurde, um Filme zu drehen.

Wie viel Spielberg steckt in Ihren Filmen? Clevere Kids radeln in "Super 8" miesen Militärs davon und helfen einem Alien: Ist "Super 8" ein "E.T." reloaded?

Abrams: Kinder fahren nun einmal Fahrrad, das ist keine Erfindung von Spielberg. Aber ich fragte Steven tatsächlich, ob wir mit dieser Militärverschwörung nicht zu nahe an "Unheimliche Begegnungen der Dritten Art" wären. Darauf meine er, dass er die Militärverschwörung ja nicht erfunden habe, sondern dass er das ständig als Teenager im Kino gesehen hätte. Dieses Element gehört einfach zu den Konventionen dieses Genres.

Wie frei fühlt man sich unter einem übermächtigen Spielberg?

Abrams: Der Film ist ganz klar eine Spielberg-Produktion, nicht umsonst zeigt das erste Bild das Logo von Amblin, seiner Produktionsfirma. "Super 8" ist eine bewusste Verbeugung vor seinen Filmen. In Spielbergs Kino spielen Kinder eine entscheidende Rolle. Er erzählt Familiengeschichten.

Wie wichtig war für Sie die Zeitreise in die 70er?

Abrams: Für einen Super-8-Film ist das einfach die passende Periode, wobei wir uns gar nicht groß darüber lustig machen. Der bekiffte Hippie etwa ist keine Erfindung, solche Typen kenne ich aus meiner Jugend. Aber natürlich wirkt jede Ära im Rückblick eher komisch.

War das alte Super 8 kreativer als das heutige Handy-Video?

Abrams: Die Technologie ist durch das Handy demokratisiert worden. 1979 war es die Ausnahme, dass ein Junge eine Kamera besaß; heute findet man sie überall. In jedem Handy steckt eine Kamera. Diese Möglichkeit, Filme zu drehen, hätte ich mir in meiner Jugend auch gewünscht.

Sie haben mal eine Zauberkiste, die sie als 12-Jähriger in einem Laden in Manhattan kauften und dann nie öffneten, als besten Kino-Ratgeber bezeichnet.

Abrams: Das Geheimnis liegt im Geheimnis. Wenn man allen gleich alles erzählt, bleibt kein Raum mehr für Fantasie. Man braucht genug Überraschungen, sonst fehlt das Aha-Erlebnis. Oft habe ich bei Filmen das Gefühl, dass zu viel gesagt wird.

Ein gutes Rezept macht noch kein gelungenes Menü. Wie entwickeln Sie Ihre Filme?

Abrams: Ich habe lange mit James L. Brooks gearbeitet. Damals las ich eine Analyse von seinem Film "Nachrichtenfieber", wo genau beschrieben wurde, wie und wo er die Zuschauer in die Irre führt. Als ich ihn darauf ansprach, wusste er überhaupt nichts davon. Brooks hat also einfach eine Geschichte erzählt, die ihm wichtig war. Die ganze Dekonstruktion nahmen erst viel später andere vor.

Außer "Super 8" (in vielen Kinos der Region) laufen morgen neu an: Das packende Beziehungsdrama "Blue Valentine" und die leichte türkische Tragikomödie "Die große Verzweiflung (beide Filmhaus Saarbrücken); "Company Men", "Der Albaner" und "Angèle und Tony" (alle drei in Saarbrückens Camera Zwo) sowie die Hollywood-Komödie "Plötzlich Star".

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