Illingen. Dass Jazzmusiker Johann Sebastian Bach als "Inspirator maximus" anführen, hört man oft. Dass aber einer hergeht und derart unvoreingenommen Bachs liebliche Aria aus den Goldbergvariationen in die rasante Up-Tempo-Nummer "All the things you are" münden lässt, ist dann doch ein Kabinettstück der seltenen Art. Vielleicht war der finnische Pianist Iiro Rantala am Freitag in der Illinger Illipse auch das beste Beispiel dafür, was die junge Jazz-Generation im Jahr 2012 auszeichnet: eine geradezu perfekte Spieltechnik und die absolute Selbstverständlichkeit, auf der Suche nach dem eigenen Sound die vergangenen Jahrhunderte der Musikgeschichte als großen Korb der Möglichkeiten zu betrachten, aus dem es sich zu bedienen lohnt.Was der 42-jährige Rantala, der im vergangenen Jahr für sein Album "Lost Heroes" mit dem Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet worden ist, und seine Piano-Kollegen Gwilym Simcock (32) und Michael Wollny (34) bei der ACT-Piano Night jedenfalls an den Tasten hervorzauberten, hinterließ Begeisterungsstürme in der ausverkauften Illinger Illipse.

Während Gwilym Simcock zunächst spätromantische Harmonie-Gewebe in den schillerndsten Farben aufleuchten ließ, verwandelte Michael Wollny den Song "This is hardcore" der britischen Gruppe Pulp voller Experimentierfreude in ein beeindruckendes Improvisations-Feuerwerk mit Rock-Anleihen. Der Finne Rantala stellte einmal mehr skandinavisches Gespür für Melodie unter Beweis und zitierte wie nebenbei die Rhythmik des Bebop. Das große Finale schließlich - eine Hommage an Chick Corea - geriet zum furiosen Wettstreit mit fliegendem Wechsel an den Klavieren. Ein großer Jazz-Abend. jkl