Der Einzug der „Metalköpfe“

Wacken · Das Wacken Open Air ist das größte Heavy-Metal-Festival der Welt. Kurz vor dem Start morgen sind die ersten Fans bereits in der norddeutschen Provinz eingetroffen – und stimmen sich ein.

Eines der Ortsschilder in Wacken ist aus Angst vor Souvenirjägern abmontiert, auf den Kuhwiesen sind bereits Tausende Zelte aufgebaut. Offiziell startet das Heavy-Metal-Spektakel im schleswig-holsteinischen 1800-Seelen-Dorf Wacken zwar erst Morgen. Doch schon zwei Tage vor dem Wacken Open Air (W:O:A), zu dem 75 000 Metalfans aus aller Welt erwartet werden, dominiert am Dienstag auf der Hauptstraße des Ortes die Farbe schwarz. Vor der Bäckerei sitzt ein 50-jähriger Mann aus dem Sauerland, den seine Freunde "Mauerspringer" nennen. Mit einer Ausnahme war er seit 1998 immer beim angeblich größten Heavy-Metal-Festival der Welt. "Das ist wie Karneval, man kann nicht mehr davon lassen."

Ähnlich geht es der Wackenerin Marianne Breiholz : "Ich freue mich schon das ganze Jahr darauf", sagt die 71-Jährige. "Sonst ist Wacken ja immer im Dornröschenschlaf, aber in der Festivalzeit ist dann mal richtig Action." Die Wackener haben sich mit den wilden Tagen im August arrangiert. Viele profitieren sogar davon: Bei Breiholz übernachten allein sechs Metalfans. Vor ihrem Haus an der Hauptstraße ist kaum noch Platz. Dort stehen ein Bierstand, ein Grill- und ein Toilettenwagen. "Ich bin eigentlich ausgebucht", sagt die Witwe. Verdienen wolle sie aber nicht. "Die zahlen mir nur Strom und Wasser." Negative Erlebnisse während des Fests hat sie bislang nicht gehabt. Nur mit der Musik von Accept, Motörhead , Megadeath und Co., die dieses Jahr unter anderem in Wacken spielen, kann sie nicht viel anfangen. Das Festival-Gelände selbst hat sie daher nur einmal kurz besucht: "Mir ist das einfach zu laut." Rund 120 Bands spielen bis Samstag auf sieben Bühnen gemäß dem Festival-Motto "Louder Than Hell".

Extra für das Festival hat der örtliche Supermarkt wieder offen. In den anderen 51 Wochen wird nur noch in einem größeren Markt am Ortsrand verkauft. An den Kassen wird eine Palette Bier nach der nächsten gescannt. Kurz vor dem Start läuft die Maschinerie in Wacken auf vollen Touren. 1990 hatte bei der Premiere dagegen alles eher stockend begonnen. Das von den beiden Wackenern Holger Hübner und Thomas Jensen gegründete Open Air hatten damals gerade einmal 800 Leute besucht. In den ersten Jahren machte das Duo immer wieder Verluste. Für dieses Jahr waren alle Tickets kurz nach Ende des Open Air 2013 weg.

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