Das Davos der IT-Branche

Meinung · Sechs spannende Cebit-Tage in Hannover sind vorbei. Nur noch die Internationale Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt bewegt die Massen so wie diese immer noch weltgrößte Schau für Informations- und Telekommunikationstechnik (ITK). Sie ist schon lange mehr als eine Computermesse: Unter ihrem Dach sind Informationstechnologie (IT) und Telekommunikation (TK) gebündelt

Sechs spannende Cebit-Tage in Hannover sind vorbei. Nur noch die Internationale Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt bewegt die Massen so wie diese immer noch weltgrößte Schau für Informations- und Telekommunikationstechnik (ITK). Sie ist schon lange mehr als eine Computermesse: Unter ihrem Dach sind Informationstechnologie (IT) und Telekommunikation (TK) gebündelt. Die Zeiten, als wir noch Laptops oder die ersten Minutenpreise fürs Handytelefonieren (knappe zwei Mark) bestaunten, sind lange vorbei. Handys und Rechner - letztes Jahr wurden schon mehr Laptops als klassische PCs verkauft - sind Bestandteil des täglichen Lebens geworden. Die faszinierende Superschau auf dem riesigen Messegelände im Südosten Hannovers hat nach einer dringend nötigen Frischzellenkur die Kurve bekommen: Das von der Industrie geforderte neue Konzept mit drei tragenden Säulen und der Verkürzung um einen Tag wurde angenommen. Messechef Ernst Raue hat mit der "neuen" Cebit die Herausforderungen gemeistert. Der Saarländer August-Wilhelm Scheer, Präsident des ITK-Branchenverbandes Bitkom, sieht die Messe gar auf dem "Weg zum Davos der IT-Branche". Der Top-Gipfel der internationalen Manager-Elite im schweizerischen Nobelort ist für die Entscheider aus Politik und Wirtschaft des Globus zum "Muss" geworden. Mit der Cebit hat der Messeplatz Deutschland ein Pfand in der Hand, das er pflegen muss. "Cebit" ist eine globale Marke. Spitzenmarken aber werden angegriffen. Das geht der Cebit nicht anders. Ebenso schnell wie die hektische Branche, für die sie 1986 erfunden wurde, muss sie sich anpassen. Aber das macht auch die vibrierende Spannung in den Messehallen aus: Vom kleinsten Einmann-Stand eines indischen Softwareexperten bis zu den Riesenwelten von Microsoft oder SAP. Im Mobilfunk-Sektor hat die "Mobile World Congress" als Spitzenmesse die Cebit allerdings mittlerweile abgehängt. Die Cebit muss einen Spagat schaffen, muss Welttreffpunkt für die Manager, für die Branchen-Elite bleiben. Zugleich darf sie aber als Publikumsmesse nicht über die Messe ziehende Familien und Prospekte sammelnde Pennäler aussperren.Die viel zitierte "grüne IT", also die Herausforderungen an Server und Rechner, Strom zu sparen und Umweltmüll zu vermeiden, taugt indes noch nicht als ernst zu nehmendes Leitmotiv. Ein Anfang wurde mit der Sonderschau zwar gemacht, auf der Siemens-Fujitsu einen Null-Watt-Bildschirm im Bereitschaftsbetrieb zeigte. Das Öko-Notebook mit Bambus-Deckel vom Hersteller Asus ist aber nur ein schöner Gag, mehr nicht.

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