Commerzbank holt zu Befreiungsschlag aus

Frankfurt. Martin Blessing ist sichtlich erleichtert. Nach dem Einstieg des Bundes vor gut zwei Jahren als "Staatsbanker" verulkt und von der Konkurrenz für vermeintlich mit Steuergeldern subventionierte Lockangebote geschmäht, holt der Commerzbank-Chef Martin Blessing gestern zum großen Befreiungsschlag aus

Frankfurt. Martin Blessing ist sichtlich erleichtert. Nach dem Einstieg des Bundes vor gut zwei Jahren als "Staatsbanker" verulkt und von der Konkurrenz für vermeintlich mit Steuergeldern subventionierte Lockangebote geschmäht, holt der Commerzbank-Chef Martin Blessing gestern zum großen Befreiungsschlag aus. Binnen zwei Monaten will die mit Steuermilliarden gerettete Commerzbank den Löwenanteil der Staatshilfe zurückzahlen - viel mehr, als im Februar angekündigt. Damals hatte Blessing erklärt, "mindestens zehn Prozent" der noch 16,2 Milliarden Euro schweren stillen Einlage in diesem Jahr zu tilgen.Insgesamt sollen jetzt 14,3 Milliarden Euro bis Mitte Juni zurückfließen. "Wir sind ein Jahr früher als erwartet in die Gewinnzone zurückgekehrt, und wir setzen auch die Integration der Dresdner Bank in wichtigen Bereichen schneller als geplant um", sagt Blessing. Deshalb sei die Rückzahlung vorzeitig und in größerem Umfang als ursprünglich geplant möglich. "Ich finde es schöner, da auszusteigen als einzusteigen", sagte der Commerzbank-Chef. Den Großteil des Geldes will die Bank mit einer Mega-Kapitalerhöhung aufbringen. Die Aktionäre sollen dem Vorhaben einer Kapitalerhöhung von insgesamt elf Milliarden Euro auf einer vorgezogenen Hauptversammlung am 6. Mai zustimmen. Der Rest - also noch 3,3 Milliarden Euro - soll aus freiem Kapital des Unternehmens stammen.

Der Bund hatte in den Jahren 2008 und 2009 insgesamt 18,2 Milliarden Euro in die Commerzbank gesteckt - zur Absicherung der Dresdner-Bank-Übernahme. Mitten in der Finanzkrise hatte die Commerzbank im Sommer 2008 die angeschlagene Dresdner Bank vom Allianz-Konzern übernommen und war dann selbst in die Bredouille geraten.

Als Großaktionär bleibt der Bund der zweitgrößten deutschen Bank gut zwei Jahre nach seinem Einstieg aber erhalten. Die gesamte Transaktion ist so gestaltet, dass der Bankenrettungsfonds Soffin weiter die Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie an der Commerzbank behalten wird. Der Bund hat damit die Möglichkeit einer Blockade gegen unliebsame Entscheidungen. Einen Ausstieg des Bundes erwartet Blessing erst, wenn die stille Einlage komplett zurückgezahlt ist.

Ganz umsonst bekommt er den Ausstieg im Eiltempo jedoch nicht: Für die vorzeitige Rückzahlung der Staatshilfen überweist der Dax-Konzern dem Soffin einmalig 1,03 Milliarden Euro - das Ergebnis "harter, nicht immer einfacher Verhandlungen", sagt Blessing.

Dank Rückführung der Staatshilfe und Zinszahlung auf den verbleibenden Rest dürften die Vorstandsgehälter bei der Commerzbank demnächst wieder üppiger ausfallen. "Mein Verständnis ist, dass, wenn wir im Juni die Rückzahlung geleistet haben, die Gehaltsdeckelung aufgehoben ist", sagte Blessing. Wegen der Staatshilfen dürfen die Vorstände derzeit höchstens 500 000 Euro verdienen.

Für den Haushalt von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat eine Rückzahlung der Commerzbank, die für die Milliardenhilfen bisher nie Zinsen zahlte, aber keine unmittelbaren Folgen. Denn, so erklärte ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums: "Der Soffin arbeitet völlig getrennt vom Haushalt." Insgesamt reduziert sich aber das Risiko für die Steuerzahler, wenn Banken Hilfen an den Soffin zurückzahlen.

"Ich finde

es schöner,

da auszu-

steigen als einzusteigen."

Commerzbank-Chef Martin Blessing

Meinung

Ein Stück Normalität

Von SZ-RedakteurJoachim Wollschläger

Für die Bürger ist die angekündigte Rückzahlung der Staatshilfen bei der Commerzbank eine gute Nachricht. Damit ist das Risiko, das seit der Finanzkrise im Raum steht, wieder etwas reduziert - es kehrt ein Stück Normalität ein. Und das Ärgernis, dass die Commerzbank für die stillen Einlagen des Bundes bisher keine Zinsen gezahlt hatte, ist durch die Milliarden-Sonderzahlung auch aus der Welt geräumt. Auf der Agenda bleibt noch das Großrisiko der maroden Hypo Real Estate. Da diese Bank mittlerweile aber komplett verstaatlicht ist, wird der Bund sein Augenmerk zunächst auf die Stabilität und erst dann auf die Rückzahlung der Hilfen legen.

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