Billionen für mehr und saubere Energie

London · Die Energiewende ist gar nicht so viel teurer als die Fortsetzung der fossilen Energiewirtschaft. Das Geld müsste aber anders eingesetzt werden. Da ist sich die Internationale Energieagentur sicher.

Die Internationale Energieagentur (IEA) schlägt Alarm. Auf dem Energiesektor müssen in den nächsten 20 Jahren aus Expertensicht weltweit 48 Billionen US-Dollar (35,2 Billionen Euro) investiert werden. Sonst drohen großflächige Stromausfälle, warnt die Organisation. Das derzeitige Investitionsvolumen der Branche von insgesamt 1,6 Billionen US-Dollar im Jahr 2013 reiche nicht länger aus, sagte die Generaldirektorin der Agentur, die Niederländerin Maria van der Hoeven. "Wir müssen mehr tun, wenn wir nicht wollen, dass die Lichter ausgehen", sagte van der Hoeven. Schnell müsse man auf wenigsten zwei Billionen Dollar pro Jahr kommen.

Doch es geht nicht nur um die Höhe der Investitionen. Bei der derzeitigen Ausrichtung - von den 1,6 Billionen Dollar flossen 2013 mehr als eine Billion in fossile Energieträger - steuere die Welt auf eine verheerende Klimaerwärmung von vier Grad Celsius zu, warnte IEA-Chefökonom Fatih Birol. "Wir brauchen eine veränderte Investment-Landschaft", forderte er. Es müsse nicht einmal wesentlich mehr Geld ausgegeben werden, sondern das vorhandene Geld müsse anders ausgegeben werden - weg von den fossilen Energieträgern und hin zu den erneuerbaren Energien. Nach seiner Ansicht reichen für eine Energiewende statt 48 Billionen etwa 53 Billionen Dollar.

Mindestens 14 Billionen US-Dollar müssten in den nächsten 20 Jahren allein in die Energieeffizienz investiert werden - also in sparsamere Motoren, die Dämmung von Häusern und bessere Kraftwerke, verlangt Birol. In Europa floss bereits in den vergangenen Jahren der weitaus größte Teil der Energieinvestitionen in die Erneuerbaren. Dass dies nicht noch viel stärker passiert, hängt vor allem an der Struktur der Gewinnmargen. Die Verbrennung der klimaschädlicheren Kohle sei nach wie vor die wesentlich günstigere und somit gewinnträchtigere Alternative.

Dennoch: Mit den USA versucht Präsident Barack Obama gerade, einen der weltweit größten Klimasünder auf den Pfad der Tugend zu führen. Der Anteil der Kohle an der Stromerzeugung soll deutlich sinken. Auch in China tut sich etwas. "China wird in den nächsten Jahren der Meister der Erneuerbaren werden", glaubt Birol.

Die Energieagentur, die weltweit Regierungen in Energiefragen berät, sieht die deutsche Politik ausgesprochen kritisch. Nicht nur die Rücknahme von Subventionen für erneuerbare Energien stoßen den Experten auf. "Die deutsche Energiewende hat eine grüne Hand - und viele Menschen vergessen, dass es auch eine schwarze Hand gibt", sagte IEA-Generaldirektorin van der Hoeven. So ist Deutschland noch immer der mit großem Abstand weltweit führende Produzent von Braunkohle, deren Verbrennung noch klimaschädlicher ist als diejenige der Steinkohle.

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