Biologie Verkehrslärm bremst das Wachstum von Vögeln

Starnberg · Das Leben in Großstädten wirkt sich auch bei Tieren auf die Gesundheit aus, berichten Forscher der Max-Planck-Gesellschaft.

 Der Nachwuchs von Zebrafinken leidet nach der Geburt besonders unter Verkehrslärm, berichten Biologen der Max-Planck-Gesellschaft.

Der Nachwuchs von Zebrafinken leidet nach der Geburt besonders unter Verkehrslärm, berichten Biologen der Max-Planck-Gesellschaft.

Foto: Max-Planck-Institut für Ornithologie Seewiesen/Sue Anne Zollinger

(np) Verkehrslärm macht krank, erklärt das Schweizer Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH). Das werde am deutlichsten beim Herzinfarktrisiko. Auch das Risiko für Blut­hochdruck und Herzinsuffizienz nehme durch Straßenlärm zu. Als besonders schädlich gelten dabei wiederkehrende Störungen der Nachtruhe. Das gilt sowohl für Menschen als auch für Tiere, bestätigen jetzt Biologen des Max-Planck-Instituts für Ornithologie. Sie untersuchten Zebrafinken und fanden heraus, dass sich Lärm bei diesen Tieren auf die Konzentration von Stresshormonen im Blut auswirkt. Die Küken entwickelten sich in den ersten Lebenstagen langsamer.

Das Forschungsteam um Henrik Brumm untersuchte zwei Gruppen von Zebrafinkenpaaren. Die eine brütete im Stillen, die andere musste den typischen Verkehrslärm von mehrspurigen Münchner Straßen ertragen. Die Forscher untersuchten Vögel in Volieren, um andere Faktoren auszuschließen, die das Leben in der Stadt mit sich bringt.

Küken, die unter Lärmstress litten, wuchsen zu Beginn langsamer als der Vogelnachwuchs, der einen ruhigen Nistplatz hatte, erklären die Forscher der Max-Planck-Gesellschaft. Später in der Brutzeit, wenn die Tiere das Nest verlassen hatten und selbst Futter suchten, holten sie den Rückstand zwar wieder auf. Doch sei nicht klar, welche Auswirkungen der schwierigere Start ins Leben langfristig auf ihre Gesundheit habe.

In einer früheren Untersuchung habe sich herausgestellt, dass Verkehrslärm in den Zellen zu messbaren Veränderungen führe, die sich vermutlich auf die Lebensdauer der Küken auswirken.

Bei chronischem Verkehrslärm sei bei den Tieren zur Überraschung der Forscher dann aber die Konzentration der Stresshormone im Blut gesunken, berichtet das Max-Planck-Institut. Eigentlich hatten sie das Gegenteil erwartet. Die Biologin Sue Anne Zollinger: „Es ist nicht so, dass sich die Vögel mit der Zeit an den Lärm gewöhnten. Wir gehen vielmehr davon aus, dass der Organismus der Tiere von vornherein gegensteuerte, um die negativen Auswirkungen eines erhöhten Stresshormonpegels auf das Immunsystem zu vermeiden.“

Die Studie zeige, dass Lärm allein zu Veränderungen im Organismus führen könne, sagt Henrik Brumm. Das bedeute, dass selbst Vogelarten, die in Städten scheinbar gut zurechtkommen, durch chronischen Verkehrslärm leiden könnten.

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