Wissen „Ein dickes Kind wird nicht mehr schlank“

Berlin · (np) Heute haben weltweit achtmal mehr Kinder und Jugendliche Übergewicht als vor vier Jahrzehnten. In Deutschland sind 15 Prozent der Kinder im Alter von drei bis 17 Jahren übergewichtig, über sechs Prozent gelten als fettsüchtig, erklärt Professor Berthold Koletzko von der Universitätskinderklinik München. Er ist Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. „Übergewicht ist mehr als Babyspeck“, warnt der Wissenschaftler. Die Liste der gesundheitlichen Folgen sei lang. Sie reiche von Diabetes, Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall über Leberzirrhose, Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems und bestimmte Krebsarten bis zu psychischen Problemen.

 Übergewicht in der Jugend hat Folgen fürs ganze Leben, warnt die Stiftung Kindergesundheit.

Übergewicht in der Jugend hat Folgen fürs ganze Leben, warnt die Stiftung Kindergesundheit.

Foto: picture alliance / dpa/Sebastian Kahnert

Die Hoffnung vieler Eltern, dass sich das Gewicht schon normalisieren werde, sei trügerisch. Koletzko: „Leidet ein Kind oder ein Jugendlicher unter Adipositas, wird sich sein Gewicht später in aller Regel nicht wieder normalisieren. Ein dickes Kind wird nicht schlank.“

Die Ursachen für die Fettsucht-Epidemie seien vielfältig, es zeige sich aber immer deutlicher, dass zuckerhaltige Getränke ein besonderer Risikofaktor seien, erklärt die Stiftung Kindergesundheit. Sie empfiehlt deshalb, Kinder sollten schon von klein auf daran gewöhnt werden, Wasser zu trinken. Gezuckerte Getränke müssten die Ausnahme bleiben.

Dass allein der Verzicht auf süße Getränke Überwicht vermindere, zeige eine Studie aus Nordrhein-Westfalen. Eine verhängnisvolle Rolle spiele auch die auf Kinder zielende Werbung für Dickmacher im Fernsehen und im Internet. Die Stiftung fordert strengere gesetzliche Regelungen für eine klare und verständliche Kennzeichnung von Lebensmitteln und eine wirksame Überwachung.

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