Der dritte Angriff auf den Bulli

Modellzyklen bei Nutzfahrzeugen sind gewöhnlich etwas länger als bei Pkw-Baureihen. Nach elf Jahren Bauzeit lässt Mercedes-Benz der zweiten jetzt die dritte Vito-Generation folgen.

 Der Kastenwagen Vito von Mercedes-Benz soll dem VW-Bus Marktanteile abnehmen. Foto: np

Der Kastenwagen Vito von Mercedes-Benz soll dem VW-Bus Marktanteile abnehmen. Foto: np

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Berlin. Manchmal wiederholt sich die Geschichte, auch die Automobilgeschichte. Rückblick ins Jahr 1996 : Mercedes-Benz lässt im Baskenland die erste Generation von Vito und V-Klasse vom Band rollen, einen Kleinbus als Alternative zum VW-Bus, auch als Bulli bekannt. Die Stuttgarter feiern Achtungserfolge, können dem Platzhirsch aber nicht wirklich auf die Pelle rücken. Aufgrund von Qualitätsmängeln und Rostproblemen wird der Stern-Transporter zu einem eher unbeliebten Gebrauchtwagen .

Mit der zweiten Generation, 2003 vorgestellt, verbessert sich die Lage, aus Image-Gründen heißt die Pkw-Variante allerdings nicht mehr V-Klasse, sondern fortan Viano. Auf den vor einigen Monaten präsentierten Viano-Nachfolger, der jetzt wieder V-Klasse heißen darf, folgt nun der robuste Bruder im neuen Gewand: der Vito. Im dritten Anlauf soll er den VW-Bus endlich einholen. Gelingen soll das vor allem durch den Einsatz von Pkw-Technik. Bei den Assistenz-Systemen sind das beispielsweise der Müdigkeits-, der Totwinkel-, der Spurhalte- und der Abstandswarner. Ein serienmäßiger Seitenwind-Assistent hilft bei starken Böen, Kurs zu halten.

3500 Mitarbeiter produzieren im spanischen Werk Vitoria bis zu 75 000 Fahrzeuge pro Jahr; ein Drittel soll auf die V-Klasse entfallen, zwei Drittel auf den Vito. Erstmals wird der Vito mit dem aus der C-Klasse bekannten 1,6-Liter-Einstiegsdiesel auch mit Frontantrieb angeboten, zunächst ausschließlich als Handschalter.

Aufgrund der wegfallenden Antriebswelle samt Differenzial wird das Auto etwas leichter und günstiger. Das doppelt aufgeladene, stärkere 2,1-Liter-Aggregat gibt es weiterhin mit dem bekannten Hinterradantrieb - oder auf Wunsch auch als Allradausführung. Der Vito-Innenraum zeigt ein eher nüchternes Nutzfahrzeug in Reinform: Anstelle von verspielten Design-Details beherrschen funktionale Lösungen den aufgeräumt wirkenden Passagier- und Laderaum. Die Materialen sind stabil, es gibt zahlreiche Ablagen. Der Bildschirm des auf Wunsch verfügbaren Navigationssystems sitzt erfreulich weit oben und liegt nun deutlich besser im Blickfeld des Fahrers. Wer vorne eine Dreier-Sitzbank ordert, sollte sich darüber im Klaren sein, dass der mittlere Platz bei Versionen mit Handschaltung nur für Menschen mit dünnen Beinen geeignet ist. Der Schalthebel verwandelt den vermeintlichen Fuß- in einen Arbeitsraum.

Die Kunden können unter drei Fahrzeuglängen und zwei Radständen wählen, den Vito als Kastenwagen, teilverglasten Mixto oder rundum mit Fenstern ausgestatteten Kombi bestellen. Letzteren verkauft Mercedes-Benz mit dem Beinamen Tourer, seine Zielgruppe umfasst neben Taxi- und Shuttle-Unternehmen auch kinderreiche Familien. Der günstigste Kastenwagen mit einem 88 PS/65 kW leistenden Dieselmotor steht mit 21 408 Euro in der Preisliste.

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