Vergleichsportale verwirren Verbraucher

München · Helfen Internet-Vergleichsportale den Verbrauchern bei der Suche nach den günstigsten Preisen? Längst nicht immer, wie eine Untersuchung der Verbraucherzentralen zeigt. Vergleichsportale vergleichen nicht nur Preise. Sie beeinflussen sie auch.

Preis-Vergleichsportale im Internet versprechen den Verbrauchern Durchblick im Tarifdschungel. Sie sind jedoch nicht unumstritten, wie ein Prozess vor dem Landgericht München diese Woche zeigte (wir berichteten). Nach Einschätzung der Verbraucherzentralen sorgen die Portale oft eher für noch mehr Durcheinander.

Plattformen sind Makler

Laut den Verbraucherschützern zeigen die Vergleichsportale nicht immer den günstigsten Preis an. Zum Teil fanden sie auf den Internetseiten der einzelnen Anbieter günstigere Preise als die Portale. Das gilt besonders für Handy- und Online-Tarife. Dort sei die Hälfte der angezeigten Preise höher als bei einem Vertragsabschluss auf den Seiten der Anbieter gewesen, die andere Hälfte sei günstiger gewesen. Verbraucher können damit einen identischen Tarif zu unterschiedlichen Preisen abschließen. Entweder auf der Webseite des Anbieters oder über das Vergleichsportal.

Es handele sich bei den Vergleichsportalen um Unternehmen mit wirtschaftlichen Interessen, warnt der Bund der Versicherten. Künftig werden die Portale aber voraussichtlich darauf hinweisen müssen, dass sie als Makler tätig sind. In einem Musterprozess von Versicherungsvertretern gegen Check24 am Mittwoch sah das Landgericht München in diesem Punkt Handlungsbedarf. Seit langem wird darüber spekuliert, ob Provisionen einen Einfluss auf das angezeigte Ranking hätten. Die Portale haben in der Regel Verträge mit Anbietern geschlossen, deren Leistungen sie vergleichen. "Wir vermuten, dass die Provisionen Einfluss haben auf die Liste der Anbieter", sagt Lina Ehrig vom Verbraucherzentrale Bundesverband. Sicher wisse das aber niemand, weil die Anbieter dies nicht veröffentlichen müssen.

Das Portal Verivox erklärte, das Ranking richte sich nur nach dem Preis. "Provisionen beeinflussen bei Verivox in keiner Weise das Ergebnis." Auch Check24 erklärt auf seiner Webseite: "Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt nur nach dem Preis."

Verbraucherschützer fordern von den Portalen mehr Transparenz. Sie müssten ihre Provisionen offenlegen. Zudem sollten sie klarstellen, von welchem Unternehmen sie betrieben werden und welche anderen Vergleichsportale diesem gehören. Denn wenn nur ein Konzern mehrere Portale betreibe, bringe Verbrauchern auch ein Vergleich der Vergleichsportale nichts. Wichtig sei auch die Frage der Marktabdeckung. Zeige ein Portal nur zehn Prozent der Anbieter an, gebe es womöglich viele andere günstigere Anbieter, die nicht aufgeführt werden.

Portale können hilfreich sein

Dennoch sollten die Verbraucher nicht unbedingt auf die Portale verzichten. Als erste Orientierung könnten sie hilfreich sein. Wichtig ist aus Sicht der Verbraucherschützer aber, die angezeigten Ergebnisse dann auch noch mit den Preisen bei den Anbietern direkt zu vergleichen.

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