Schutz privater Daten Smarte Fernseher spionieren ungeniert

Berlin · Vernetzte TV-Geräte versprechen viel Komfort – und sie sammeln zahlreiche Informationen über die Gewohnheiten ihrer Besitzer.

 Mithilfe von Apps lassen sich die Funktionen vernetzter Fernsehgeräte erweitern.

Mithilfe von Apps lassen sich die Funktionen vernetzter Fernsehgeräte erweitern.

Foto: LG Electronics

Internetfähige Fernseher sind sehr beliebt. In fast der Hälfte aller deutschen Haushalte stand im Mai 2018 ein solches TV-Gerät. Das hat eine Umfrage des Branchenverbands Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik ergeben. Doch was können solche Fernseher? Welche Funktionen und zusätzlichen Anwendungen bringen Kunden einen echten Vorteil? Und wie viel geben diese von sich preis, wenn sie ein vernetztes TV-Gerät verwenden? Antworten auf solche Fragen sucht das Institut für Rundfunktechnik (IRT), das neue Technologien für die öffentlich-rechtlichen Sender erprobt.

IRT-Referent Klaus Merkel sieht den Hauptvorteil von Smart-TVs in der Möglichkeit, auf einem großen Bildschirm Videos aus dem Internet anzuschauen. „Der Komfort ist gegenüber Computer oder Tablet größer.“ Er verweist auf die gewohnte Fernbedienung, mit der sich bequem alles steuern lasse.

Online-Videos über das TV-Gerät abzurufen, werde immer beliebter, sagt Merkel. Das gelte sowohl für Filme aus kostenlose Mediatheken als auch für kostenpflichtige Angebote.

Zudem gebe es für die Fernseher viele zusätzliche Apps von Drittanbietern, die die Funktionen sinnvoll erweitern könnten. Als geeignete Dienste nennt der Experte Nachrichtenportale, Programmführer und Spiele-Anwendungen. Auch auf programmbegleitende Informationen wie Gebärdendolmetscher weist er hin. Diese würden allerdings noch wenig genutzt.

Für erfolglos hält Merkel bisherige Versuche, Kommunikations-Apps auf den TV-Geräten zu etablieren. „Es fehlt entweder die integrierte Kamera für Bildtelefonie oder eine komfortable Texteingabe.“ Es gebe zwar vereinzelt Fernbedienungen mit erweiterten Tastaturen. Doch auch dies sei zu umständlich. Eine Chance  seien in Zukunft zwar neue Spracheingabekonzepte. Es sei jedoch noch nicht klar, ob Nutzer diese Funktionen in großem Umfang verwenden wollen.

Für Roland Seibt sind es ebenfalls vor allem Video- und Filmangebote, die Smart-TVs attraktiv machen. Dank Festplattenanschluss könne der Fernseher inzwischen auch den Videorekorder ersetzen, erklärt der Redakteur der Fachzeitschrift Video. Für ihn sind internetfähige Fernseher darüber hinaus ein wichtiger Teil des vernetzten Zuhauses. In diesem Bereich könnten sich die Geräte künftig als Zentrale bewähren, erklärt Seibt. Das Spiegeln des Bildschirminhalts vom Smartphone auf das TV-Display nennt der Redakteur ebenso wie die Verbindung zur Sicherheitskamera an der Haustür als Beispiele. Auch wegen der neuen Sprachassistenten, die bei den höherpreisigen Markengeräten nun vermehrt integriert sind, sieht er die Fernseher in Zukunft als mögliches universelles Steuergerät für die Hausautomatisierung. „Dann lenkt der Besitzer auch die Rollläden über das TV-Gerät per Sprachaufforderung.“

Die vielseitigen Möglichkeiten bergen aber auch Tücken. „Auf Smart-TVs wird, wie generell im Internet, das Nutzerverhalten in vielen Details protokolliert“, so Merkel. Konkret hänge das von den Geräteherstellern und den genutzten Apps ab. Wem seine Daten lieb seien, der müsse sorgfältig die Datenschutzbestimmungen der Geräte sowie der zusätzlichen Dienste lesen. Der Experte rät Nutzern, nie blind bei Daten-Einstellungen zuzustimmen. Schon bei der Erstinstallation solle man stattdessen, bewusst entscheiden, welche Daten zu welchen Zwecken freigegeben werden. Zu beachten sei zwar, dass manche Funktionen und Dienste ohne die Freigabe der Nutzerdaten nicht oder nur eingeschränkt verfügbar seien. Über das TV-Menü ließen sich die getroffenen Entscheidungen jedoch im Nachhinein wieder ändern.

Wer über sein Gerät nur das normale Fernsehprogramm schauen wolle, könne darauf verzichten, es mit dem Internet zu verbinden, sagt Merkel. Auf diese Weise könnten Nutzer sichergehen, keine privaten Daten preiszugeben.

Roland Seibt rät zudem, vernetzte Fernseher über das Menü in ihren Werkszustand zurückzuversetzen, wenn sie verkauft werden sollen. So würden alle darauf gepeicherten persönlichen Daten  gelöscht.

(dpa)
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