Verbraucherschützer warnen Überrumpelt von falschen Online-Testern

Saarbrücken · Verbraucherschützer warnen vor schwarzen Schafen unter den beliebten Internet-Vergleichsportalen.

 Internet-Vergleichsportale sind sehr beliebt. Viele dieser Seiten sind jedoch nicht unabhängig und verdienen ihr Geld größtenteils mit Provisionen. Verbraucherschützer mahnen zur Vorsicht.

Internet-Vergleichsportale sind sehr beliebt. Viele dieser Seiten sind jedoch nicht unabhängig und verdienen ihr Geld größtenteils mit Provisionen. Verbraucherschützer mahnen zur Vorsicht.

Foto: dpa/Jens Kalaene

Vergleichsportale im Internet sind in Deutschland der Renner, zeigt eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK). Mehr als zwei Drittel der Deutschen nutzten Online-Preisvergleiche, um sich vor einem Kauf eine Meinung zu einem Produkt zu bilden, heißt es in einer Untersuchung des Beratungsunternehmens. Dass Preisportale ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sind, zeige auch eine andere Zahl. Die Firmen machten fast vier Milliarden Euro Umsatz im Jahr, so das WIK im vergangenen Jahr.

Jetzt hat auch das Bundeskartellamt Internet-Vergleichsplattformen unter die Lupe genommen. Die Rechtslage sei „unbefriedigend“, erklärt die Behörde. Provisionen für Vermittlungen seien in fast allen untersuchten Branchen Haupteinnahmequelle der Portale. Sie machten außer bei Flügen etwa 90 Prozent der Einnahmen aus. Das sei der überwiegenden Zahl der Nutzer bekannt, heißt es in der WIK-Analyse. Das Kartellamt geht dagegen davon aus, dass die Lektüre Entscheidungen beim uninformierten Verbraucher „in eine falsche Richtung lenken kann“.

Wesentlich aggressiver formuliert die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen ihre Kritik. Sie warnt vor einer „digitalen Shopping-Seuche auf Google“. Die Verbraucherschützer zielen damit auf eine Unzahl professionell aufgemachter Vergleichsseiten, die vor allem eine Aufgabe hätten: Sie sollten per Google auf Kundenfang gehen, vor allem für große Internetversandhäuser. „Eine Armada von vorgeblichen Testern benotet und empfiehlt zahllose Produkte, zumeist ohne Labor und frei von Fachwissen. Per Link werden unbedarfte Leser zu großen Shops befördert, die die Betreiber für jeden Besuch oder Kauf entlohnen.“

Welches Ausmaß das Problem mittlerweile angenommen habe, könne jeder Nutzer selbst nachvollziehen, erklärt Georg Tryba von der Verbraucherzentrale. Es genüge, eine Produktbezeichnung und das Wörtchen „Test“ in den Suchschlitz einzutippen. Auf den Ergebnisseiten der Suchmaschine werde der Internetnutzer förmlich überschüttet von Anbietern, die vorgeben, die besten Modelle dieses Produkts vorzustellen. Das Erstaunlichste sei, dass es diese Portale oft schafften, „eine ganze Phalanx von Seiten aufzubauen“ und damit Institutionen wie etwa die Stiftung Warentest von den Spitzenplätzen der Suchergebnisse zu verdrängen. Daher sei es wichtig, dass Onlinekunden um das dubiose Treiben in der Suchmaschine wissen, so Tryba. „Denn getestet wird hier allenfalls, wie leicht Leute zum Kauf verführt werden können.“

Ziel der dubiosen Tester sei nicht der Test, sondern der Verkauf. Ihnen gehe es vor allem um Empfehlungen einzelner Produkte. Ziel der Klick-Fabriken sei meist der Branchenprimus Amazon, mitunter auch Otto, eBay oder kleinere Shops, erklärt die Verbraucherzentrale. Nichts daran sei illegal, stellt Tryba klar. Doch müsse sich jeder Verbraucher über die Motive solcher Vergleichsseiten im Klaren sein. „Dauerhaft befeuert wird dieser Unfug von großen Shops, zuvorderst Amazon“, klagt die Verbraucherzentrale. Der Konzern schütte über ein Partnerprogramm Provisionen von „bis zu zwölf Prozent für Käufe über Nischenseiten aus“. Darunter verstehen die Verbraucherschützer Internetportale, die auf wenige Modelle einer Produktgruppe spezialisiert sind. Auf ein ähnliches Vergütungsprogramm setze auch der Versandhändler Otto.

In der Folge versuchten „via Google Nischen- und Vergleichsseiten massenhaft, Reibach zu machen“. Internet-Testseiten zu erzeugen, sei relativ einfach, wer es noch bequemer wolle, könne halb eingerichtete Domains für eine Handvoll Euro kaufen. Auf Youtube finden sich zahllose Videos, die eine Anleitung für den vermeintlich schnellen Nebenverdienst liefern.

Woran erkennt der Onlinekunde zweifelhafte Produkttester im Internet? Auf den Seiten fänden sich verschämte Hinweise wie: „Im Gegensatz zu den klassischen Test-Magazinen haben wir die Produkte nicht selber in der Hand“, oder: „Wir testen die einzelnen Produkte nicht im eigentlichen Sinne.“ Auch wenn Georg Tryba das Test-Unwesen auf vielen Internetseiten als „Riesenproblem“ bezeichnet. Eine Lösung dafür können die Verbraucherschützer nicht anbieten. Es gebe nur die Möglichkeit, auf dieses Thema hinzuweisen und „beim Verbraucher ein Bewusstsein dafür zu erzeugen“, erklärt er. Am Kunden sei es am Ende, zu entscheiden, welchen Warentests er bei seiner Kaufentscheidung am meisten vertraue.

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