Soziales Netzwerk unter Spionageverdacht US-Regierung untersucht chinesische Videoplattform Tiktok

Washington · Vor allem Jugendliche sind häufig in der App online und schauen sich Videos ihrer Stars an. Womöglich schaut auch der chinesische Geheimdienst mit.

 Vor zwei Jahren hat die chinesische Firma ByteDance die App Musical.ly gekauft und ein Jahr später in Tiktok integriert.

Vor zwei Jahren hat die chinesische Firma ByteDance die App Musical.ly gekauft und ein Jahr später in Tiktok integriert.

Foto: dpa-tmn/Robert Günther

() Die US-Regierung lässt die chinesische App Tiktok Medienberichten zufolge auf eine mögliche Gefährdung der nationalen Sicherheit hin untersuchen. Zwei Jahre nach dem Verkauf des US-Start-ups Musical.ly an die chinesische Firma ByteDance prüfe eine Kommission für ausländische Investitionen die Übernahme. Dabei gehe es auch um die angebliche Weitergabe von Daten an Behörden in China.

ByteDance hatte demnach bei der Übernahme zugesagt, die Software Musical.ly für Karaoke- und andere Kurzvideos separat von seinen chinesischen Apps zu betreiben. Ein Jahr später wurde das amerikanische Angebot in die App Tiktok integriert. Ein ByteDance-Sprecher erklärte der „New York Times“ zufolge, Tiktok sende keine Nutzerdaten nach China.

Die Software soll in den USA insgesamt rund 110 Millionen Mal heruntergeladen worden sein. Mitglieder des sozialen Netzwerks können bis zu 15 Sekunden lange Videos hochladen und sich darüber austauschen.

Die jüngste Prüfung wurde von Beschwerden im US-Kongress ausgelöst. Der demokratische Senator Chuck Schumer und der Republikaner Tom Cotton hatten den US-Geheimdienstkoordinator aufgefordert, Untersuchungen einzuleiten. Die Kommission sollte „eine Einschätzung der Gefährdung der nationalen Sicherheit durch Tiktok und andere Plattformen in chinesischer Hand in den USA“ abgegeben, forderten die Senatoren. Obwohl die Software nicht in China erhältlich sei, müsse sich ByteDance an chinesische Gesetze halten, inklusive der Unterstützung der Geheimdienste. Dies könne ein mögliches Einfalltor für chinesische Spionage sein, befürchten die US-Senatoren.

Tiktok war zuletzt auch kritisiert worden, weil in der Videoplattform kaum Aufnahmen der Proteste in Hongkong zu sehen gewesen waren. Mark Zuckerberg, der Chef des konkurrierenden Internetkonzerns Facebook, der auch Instagram betreibt, warf Tiktok daher Zensur vor, die sogar in den USA zu spüren sei. Die Firma wies den Vorwurf zurück.

Die Videoplattform Tiktok ist vor allem bei Jugendlichen sehr beliebt. Laut der aktuellen Statistik der Analyse-Plattform Sensor Tower wurde die App im dritten Quartal diesen Jahres weltweit über 176 Millionen Mal auf Android und iOS-Geräte heruntergeladen. Bei Apple-Nutzern liegt Tiktok noch vor dem Kurznachrichtendienst Whatsapp.

(dpa)
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