Hacker-Angriff aufs Weiße Haus

Saarbrücken · Erst war das US-Außenministerium das Ziel, dann das Weiße Haus selber. Mutmaßliche russische Hacker sind in die Computer-Systeme der Regierungszentrale eingedrungen. Ihnen fiel der Termin-Kalender des US-Präsidenten in die Hände.

Nach Informationen des US-Nachrichtensenders CNN haben sich russische Hacker Zugang ins Weiße Haus verschafft. Die Angriffe erfolgten bereits im Herbst des vergangenen Jahres, wie ein Regierungsbeamter zugab. Die Cyber-Kriminellen haben zwar keine geheimen Systeme knacken können, aber erbeuteten immerhin den nicht öffentlichen Termin-Kalender des US-Präsidenten. Der sei für fremde Geheimdienste sehr wertvoll, zitiert CNN einen Regierungsbeamten.

Das FBI und die Inlandgeheimdienste bewerten das Vorgehen der Angreifer als besonders clever. Die Kriminellen verschafften sich nämlich zuerst gar nicht direkt Zugriff auf die Systeme des Weißen Hauses, sondern drangen auf die Server des Außenministeriums ein. Zwar entdeckte man in der Behörde die Angriffe, konnte aber die Hacker nicht vollständig aus dem Computer-System aussperren. Dort kaperten die Angreifer E-Mail-Adressen des Außenministeriums. Diese benutzten sie, um Schadsoftware in die Computersysteme des Weißen Hauses einzuschleusen oder unter dem Deckmantel einer echten E-Mail-Adresse Zugangsdaten für Rechner abzufragen. Sicherheits-Programme und Mitarbeiter erkannten die Gefahr zunächst nicht, da die Absender echt waren. Diese Methode ist unter Experten unter dem Namen Spear Phishing bekannt. Cyber-Kriminelle verpassen sich eine vertrauenswürdige Identität und entlocken gezielt unbedachten Opfern Passwörter.

Geheimdienste und Bundespolizei verdächtigen russische Hacker , da sie Spuren von Programm-Codes und Verbindungsdaten fanden, die auf Russland verweisen. Die Cyber-Kriminellen verwischten ihre Spuren, indem sie nicht direkt aus Russland in das US-Außenministerium eindrangen, sondern zunächst ihre Verbindungs-Signale über zahlreiche Server über die ganze Welt verteilt leiteten.

Das Weiße Haus hatte verdächtige Bewegungen in seinem nicht geheimen Netzwerk im Oktober bemerkt und daraufhin die Computersysteme schrittweise heruntergefahren, um neue Sicherheitsprogramme aufzuspielen. Die US-Regierung ziert sich, die Cyber-Attacken offiziell Russland zuzuschreiben. Gleichwohl versicherte Regierungs-Sprecher Mark Stroh, dass "wir diese Aktivitäten sehr ernst nehmen".

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Hintergurnd:Spear Phishing : Bei der Hackerattacke auf das Weiße Haus verwendeten die Angreifer dem Fernsehsender CNN zufolge das "Spear Phishing " (etwa: Speerfischen). Opfer erhalten speziell auf sie zugeschnittene Nachrichten von angeblichen Absendern, denen sie vertrauen. Die Mail kann beispielsweise wie eine Mitteilung der eigenen Personalabteilung oder der internen Technik-Abteilung aussehen. dpa

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