„Ein strenger, aber gerechter Vater“

Dillingen · Paul Mischo

 Paul Mischo

Paul Mischo

Foto: privat

Paul Mischo wurde am 13. 11. 1922 in Bous geboren. Er hat eine jüngere Schwester: Maria, Jahrgang 1926. Der Vater war Lokomotivführer, die Mutter betreute die Kinder. Der kleine Paul wurde 1928 in die Volksschule in Bous eingeschult, wechselte 1932 auf das Gymnasium in Saarlouis, das er mit dem Zeugnis der Mittleren Reife verließ. Er wollte Ingenieur werden, begann ein Studium an der Ingenieurschule in Saarbrücken, das er abbrechen musste.

Er wurde 1943 eingezogen. In der Normandie geriet er 1945 in US-Gefangenschaft, aus der er 1946 entlassen wurde. 1947 arbeitete er kurz bei Opel in Rüsselsheim, setzte dann sein Studium zum Maschinenbau-Ingenieur an der FH Gießen fort, das er 1949 als Ingenieur abschloss.

Was nun? Er war 27 Jahre alt. Er bewarb sich hier und da. 1951 bewarb er sich bei den Bartz-Werken in Dillingen, einem Maschinenbau- Unternehmen mit Weltruf, und wurde angestellt als Assistent der Geschäftsführung. Soweit der berufliche Start.

Und privat? 1950 hatte er bei einem Kirmestanz in Griesborn seine spätere Frau Ruth kennen gelernt. Sie erzählt: "Wir trafen uns immer wieder bei uns daheim. Ich war 23 Jahre alt, hatte Abitur, wollte eigentlich in Aachen an der Frauenschule studieren und Fürsorgerin werden. Er sagte zu mir: ,Warten will ich nicht mehr. Lass uns heiraten! Bald bin ich 30 Jahre alt, fast zu alt zum Heiraten.'" Die Hochzeit war standesamtlich am 5. Juli 1952 und am 9. Juli 1952 kirchlich in der Basilika St. Johann in Saarbrücken. Die Braut ganz in Weiß. Der Bräutigam im neuen dunklen Anzug. Gefeiert wurde zu Hause bei den Eltern der Braut. Sie erzählt: "Nach der Hochzeit mieteten wir uns eine Wohnung in Dilligen-Pachten. Die kostete damals - das Saarland war ja noch französisch besetzt - 5000 Franken Miete. Das war ganz schön viel."

Am 6. September 1953 wurde Tochter Marliese geboren, am 11. Januar 1955 Sohn Bernd. Ehefrau Ruth betreute die beiden Kinder, während Ehemann Paul morgens einer der ersten am Arbeitsplatz bei den Bartz-Werken war und dort immer mehr Verantwortung übernahm. Seine Frau Ruth erzählt: "Im Sommer fuhren wir mit seinem alten Simca in Urlaub in den Schwarzwald oder an den Bodensee. Er wollte bauen, unbedingt. Er hat das Grundstück gekauft, auf dem wir hier in der Goethestraße in Dillingen das Haus gebaut haben, in dem wir leben." Tochter Marliese, die als Grundschullehrerin in der Römerbergschule in Roden unterrichtet, erzählt: "Er war ein strenger, aber gerechter Vater. Ordnung, Pünktlichkeit, eine christliche Erziehung - das war ihm wichtig. Er war überzeugter Katholik. Wir gingen jeden Sonntag in die Kirche. Er hat das Christentum vorgelebt, interessierte sich sehr für Geschichte, vor allem für Heimatgeschichte, war Mitglied im Heimatkundeverein Saarlouis, hat viel gelesen, vor allem Zeitungen und auch politische Bücher, beispielsweise von Peter Scholl-Latour "Allah ist mit den Standhaften" und auch, "Das Kapital", das Hauptwerk von Karl Marx. Unser Vater war ein vielseitig interessierter Mann, aber nicht nur Theoretiker. Er war zeitweilig Mitglied im Stadtrat Dillingen für die Freie Wählergemeinschaft, gehörte aber keiner Partei an." Nach einer kurzen nachdenklichen Pause sagt sie: "Er war ein politischer Pessimist, ich war Optimist. Aber er hat irgendwie immer Recht behalten."

Und er war ein Familienmensch. Ehefrau Ruth erzählt: "Unsere Familienfeste wurden groß gefeiert. Ostern,Weihnachten, Geburtstage. Ich habe gekocht. Und die ganze Familie war da."

Bei den Bartz-Werken war er inzwischen 1967 zum Geschäftsführer berufen worden. Zwanzig weitere Jahre, bis 1987, sollte er das Unternehmen führen. Das hat er getan, mit "herausragendem Engagement" , wie man in einem Nachruf der Geschäftsleitung der Bartz-Werke nachlesen kann. Sein Sohn Bernd, Kinderarzt und leitender Oberarzt an der Marienhausklinik in Neunkirchen, und Schwiegertochter Margret hatten ihn inzwischen zum Großvater gemacht. Enkelsohn Johannes wurde 1984 und Enkeltochter Anne 1982 geboren. Ehefrau Ruth: "Er war ein begeisterter Opa, später sogar auch noch Uropa. Urenkel Maximilian wurde 2013 geboren."

Paul Mischo wollte eigentlich nach seiner Pensionierung zurück an die Universität, um Geschichte zu studieren. Doch er hatte Bronchialprobleme. Und anstatt in Hörsälen zu sitzen, ging er täglich mit einem Freund anderthalb Stunden im Wald spazieren. Tochter Marliese: "Seine Bronchienprobleme hat er in der frischen Luft in den Griff bekommen. Sonst führte er das Leben eines Pensionärs, ging einkaufen, war vielseitig interessiert, geistig klar, auch im hohen Alter. Dann kam eine Prostataerkrankung im fortgeschrittenem Stadium. Eine Operation war nicht mehr möglich. Er ist zu Hause friedlich eingeschlafen!"

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort