„Einfach nur lieb und bescheiden“

St. Ingbert · Christa Haschke

 Christa Haschke

Christa Haschke

Foto: privat

Christa Haschke, geb. Wille, Jahrgang 1940, wuchs als Einzelkind in Potsdam auf. Ihr Vater Karl Ernst Wille war Versicherungskaufmann. Ihre Mutter Katharina Johanna Wille starb, als Christa gerade erst sechs Jahre alt war. Als am 17. Juni 1953 der Aufstand der DDR-Bürger in Berlin blutig von Volkspolizei und sowjetischen Panzern niedergeschlagen wurde, flüchteten viele DDR-Bürger in die Bundesrepublik. Familie Wille floh schon vorher in Vorahnung der kommenden Dinge nach Köln. Tochter Christa besuchte hier die Volksschule bis 1954 und begann dann eine kaufmännische Lehre als Textilkauffrau. Bald nach Abschluss der Lehre arbeitete sie zunächst als Sekretärin in der Bundesärztekammer, dann beim Deutschlandfunk und beim WDR, dem Westdeutschen Rundfunk. "Das war auch später ihre Welt, der Rundfunk und die Redaktion", erzählt ihr Ehemann Jörg Haschke. Wir - Ehemann Jörg, Tochter Sandra und ich - sitzen im Haus der Familie in St. Ingbert und reden über eine Frau, die, so beschreibt die Tochter ihre Mutter "einfach lieb, bescheiden und vielseitig interessiert" war.

Kennen gelernt haben sich Christa und Jörg im Winter 1967 bei einem Skiurlaub in Riezlern im Kleinwalzertal bei einer Tanzveranstaltung im Hotel Alpenrose. Jörg Haschke lebte in Altenkessel, war, wie er erzählt, "mit einer altersschwachen blauen 2CVEnte in den Skiurlaub gefahren. Nun fuhr meine spätere Frau im 2CV mit mir zurück."

Das junge Paar besuchte sich immer öfter. Ehefrau Christa lebte zunächst weiter in Köln, Ehemann Jörg arbeitete nach seinem Studiumsabschluss als Diplom- Ingenieur in der Stahlindustrie in Duisburg. Die kirchliche Hochzeit fand am 8. April 1969 in der evangelischen Kirche von Feldkirch in Österreich statt: "Wir waren wieder im Skiurlaub, dieses Mal mit einem alten Opel Rekord unterwegs, und fragten einfach ein Freundespaar auf der Skipiste: "Wir heiraten morgen. Wollt ihr unsere Trauzeugen sein? Sie wollten. Abends waren wir natürlich gemeinsam essen. Es gab Käse- Fondue. Am nächsten Tag wurde wieder Ski gelaufen." Das gemeinsame Wohnen begann in einer Zwei-Zimmer-Wohnung in Düsseldorf. Ehemann Jörg arbeitete nun dort am Max-Planck-Institut für Eisenforschung als Assistent. Am 14.7.1970 wurde Tochter Sandra geboren. Nach Abschluss der Promotion des Ehemannes zog die Familie 1972 nach Saarbrücken. Grund war ein attraktiver Arbeitsvertrag in der Stahlindustrie. Am 30.10.1975 wurde Tochter Jasmin in Saarbrücken geboren. Sandra erzählt: "Unsere Mutter Christa kümmerte sich mit voller Hingabe um uns, half, wenn es drauf ankam. Sie konnte schön malen, vor allem Aquarell. Sie liebte klassische Musik, war Opernfan. Im Sommer fuhren wir im Urlaub oft ans Meer und im Winter in den Skiurlaub." Ehemann Jörg: "Nach der Kinderpause nahm sie eine Teilzeitstelle in einer Kosmetikfirma an. Beruflich war sie jedoch unzufrieden. Sie wollte wieder Vollzeit arbeiten und zwar beim Rundfunk. Da hat sie drum gekämpft." Seit 1993 war sie ganztags beim Saarländischen Rundfunk als Sekretärin in unterschiedlichen Abteilungen tätig, zunächst in der Reiseredaktion, seit 1999 bis zu ihrer Pensionierung als Redaktionsassistentin in der Programmgruppe Wirtschaft/ Soziales/Umwelt. Ehemann Jörg: "Der Wiedereinstieg ins Berufsleben im fortgeschrittenen Lebensalter gelang ihr ohne Vitamin B, wie man so sagt. Sie wollte auf Grund eigener Leistung ihre berufliche Erfüllung finden. Mit der späteren Festanstellung hatte sie ihr Ziel erreicht."

Privat wurde sie vierfache Großmutter. "Sie hat ihre Enkel sehr geliebt und viel mit ihnen gespielt." Doch nach und nach schlichen sich Krankheiten ein. Ehemann Jörg sagt: "In den letzten Jahren nahmen ihre gesundheitlichen Beschwerden zu, trotz ihrer bewusst gesunden Lebensweise. Zunächst traten Herzprobleme auf. Dann kam im Jahr 2013 Parkinson hinzu. Trotzdem hat sie nie geklagt, sondern sich mit ihrer Situation bestmöglich arrangiert. Im April 2014 lautete dann die weitere Diagnose Krebs. Das war zu viel für ihren Körper, so dass sie kurz darauf in der Uniklinik Homburg starb, obwohl sie noch so viel erleben wollte."

Ihre Familie war ständig bei ihr und konnte sich sehr emotional von ihr verabschieden. Ihre Tochter Jasmin schrieb ihre eigene, persönliche Trauerrede an ihre Mutter. Sie endet mit den Worten: "Du tapferer und ewiger Sonnenschein, wir sind unendlich traurig, dass du nicht mehr bei uns bist, aber auch erleichtert, dass dir alle weiteren gesundheitlichen Qualen erspart blieben. Du bleibst immer in unseren Herzen." In der Traueranzeige des Saarländischen Rundfunks liest man: "Wir trauern um eine hochkompetente und engagierte, stets hilfsbereite und überaus beliebte Kollegin."

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