„Das Laufen war sein Hobby“

Saarbrücken · Hartmut Piltz

 Hartmut Piltz

Hartmut Piltz

Foto: privat

Hartmut Piltz, Jahrgang 1941, ist der Sohn des Diplom-Bauingenieurs Herbert Piltz und seiner Frau Margarete, die Lehrerin an einer Grundschule war. Hartmut Piltz hat drei Geschwister: Gisela wurde 1939, Marianne 1944, und Ulrich 1948 geboren. Die Familie lebte in Düsseldorf. Vater Herbert Piltz wurde 1939 Soldat, kämpfte an der Ostfront in Russland. Düsseldorf war schon 1940 das Ziel alliierter Luftangriffe. Die Familie zog zu den Großeltern nach Brake am Rande des Teutoburger Waldes auf einen Bauernhof.

Sohn Andreas, seine Mutter Helene und ich sitzen zusammen und reden über einen Mann, der sich in den Nachkriegsjahren durchs Leben kämpfen musste, zunächst ohne Vater, der erst 1951 aus russischer Kriegsgefangenschaft entlassen wurde. Die Familie übersiedelte 1950 nach Essen. Hartmut Piltz absolvierte nach der Grundschule eine dreieinhalbjährige Lehre als Elektriker in einem Bergwerk unter Tage. Gesellenprüfung 1957, holte dann das Abitur nach, studierte Elektrotechnik und schloss das Studium 1962 als Dipl.-Ingenieur in Karlsruhe ab. Er arbeitete zunächst in Karlsruhe bei der Siemens AG, wechselte dann 1966 zu BBC nach Saarbrücken. Im "Tanzcafé Paris" in Saarbrücken lernte er seine spätere Frau Helene kennen. Sie war 24 Jahre alt, schlank, blond, Angestellte bei der Landesregierung in Saarbrücken. Sie erzählt: "Er war ein braungebrannter großer Kerl mit schwarzen Haaren. Wir haben zusammen getanzt. Und dann haben wir uns wieder getroffen. Und uns immer näher kennen gelernt. So ging das fast drei Jahre. Dann sagte er zu mir bei einem Spaziergang: ,Wir heiraten.´. Am 3. April 1969 haben wir standesamtlich, und am 23. August 1969 kirchlich geheiratet, in der Christkönigkirche. Ich bin überzeugte Katholikin. Er ist Protestant. Gefeiert haben wir im Hotel Seewald in Dudweiler."

Und auch beruflich gab es einen neuen Anfang. 1969 wurde Dipl.- Ingenieur Hartmut Piltz als Beamter in den öffentlichen Dienst übernommen und als Oberamtsrat zum Leiter des Eichamtes in Saarbrücken bestellt. Er war unter anderem verantwortlich für die Überprüfung technischer Anlagen von Privatfirmen und öffentlichen Einrichtungen, so zum Beispiel auch für die Tankautomaten an Tankstellen.

1971 wurde Sohn Andreas geboren. Andreas, der Soziologie studierte und als Dipl.-Soziologe für den Regionalverband Saarbrücken arbeitet, erzählt: "Wir lebten im Haus meiner Oma in St.Arnual. Mein Vater war sanftmütig, sehr ruhig, er hat nie Druck gemacht. Er war aufgeschlossen, hilfsbereit, ein guter Zuhörer. Er hat mir geholfen, vor allem in Mathematik. Im Urlaub fuhren wir in der Regel nach Österreich. Oma Elisabeth, seine Schwiegermutter, war oft dabei. Wir machten Ausflüge und Hüttenwanderungen. Er fuhr lange Strecken mit dem Fahrrad."

1985 zog die Familie nach Saarbrücken- Güdingen in ein Zweifamilienhaus: "Wir haben das Haus weitgehend in Eigenhilfe gebaut", erzählt Sohn Andreas. "Mein Vater war handwerklich geschickt Und natürlich hat er als Elektriker auch die Stromleitungen verlegt. Auch meine Mutter und ich haben mitgeholfen. Wir waren alle stolz, das wir es als Familie geschafft hatten." Seine Frau Helene: "Wichtig waren ihm vor allem auch die Familienfeste. Weihnachten beispielsweise, da kamen wir alle zusammen." Sohn Andreas: "Nach der Familie kam aber gleich sein Hobby, und das war der Sport, vor allem das Laufen." Mit dem Laufen hatte er im Turnerbund St. Johann angefangen. Dann gründete er mit anderen Langstrecken-Läufern 1985 die LAG, die Laufgemeinschaft Saarbrücken e.V.: "Er übernahm Verantwortung für die Organisation. Er war Vorstandsmitglied und Lauftreff-Leiter", erzählt Bodo Geisinger, der Vorsitzende des LAG-Vereins. "Inzwischen hat die LAG 300 Mitglieder. Jeden Samstag treffen sich Vereinsmitglieder zum Lauftreff."

2006 wurde Hartmut Pitlz pensioniert. Nun hatte er noch mehr Zeit für sein Hobby. Hartmut Piltz war - unter anderem - Organisator des Westspangenlaufs, der jedes Jahr im Oktober stattfindet, 10 Kilometer durch die Stadt führt, und an dem im Jahr 2013 fast 500 Läuferinnen und Läufer teilnahmen. Bodo Geisinger sagt: "Er hat die Streckenführung organisiert, die Schilder aufgestellt. Und er selbst lief und lief und lief. 25 Mal nahm er am Marathonlauf in Berlin teil, wurde dafür ausgezeichnet."

Im Dezember 2013 hatte er plötzlich Wasser in den Beinen und Herzbeschwerden. Eine Untersuchung in der Uni-Klinik Homburg ergab als Diagnose Entzündung des Herzbeutels. Er wurde operiert. Der Herzbeutel wurde entfernt. Er konnte nach Hause. Im Februar 2003 verschlechterte sich sein Zustand erneut. Zweite Operation am 9. April 2014. Er starb fünf Tage später.

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