„Pädagoge aus Leidenschaft“

Tholey · Fredi Thiry

 Fredi Thiry

Fredi Thiry

Foto: privat

Fredi Thiry, Jahrgang 1950, ist der Sohn von Alfred und Mathilde Thiry. Die Familie lebt seit Generationen in Tholey. Vater Alfred war Schlosser- und Schmiedemeister und eröffnete Anfang der 50er Jahre in Tholey eine Renault-Werkstatt mit Tankstelle. Mutter Mathilde betrieb ein Haushaltwarengeschäft. Fredi hatte zwei Geschwister; Schwester Anni wurde 1953 und Bruder Peter 1958 geboren.

Fredi besuchte zunächst die Grundschule in Tholey und wechselte dann 1960 in das katholische Internat St. Josef der Missionare von der Heiligen Familie in Biesdorf in der Eifel. Schon als Schüler gründete er eine Schülerband, spielte Bass, Gitarre und Piano. Abitur 1969. In der Werkstatt half er oft beim Lackieren von Fahrzeugen. Später kümmerte er sich um Oldtimer. Sein "Cremeschnittchen", ein Renault 4CV aus den 50ern, war später sein Lieblingsoldie.

Seine Schwester Anni Koster, sein Bruder Peter Thiry, seine Frau Béatrice, Dominique Steffen, die Lebensgefährtin von Peter Thiry, und ich sitzen zusammen und reden über einen Mann, der eigene Wege ging, hilfsbereit und aufgeschlossen war, Lehrer werden wollte, der aber erst mal seinen Wehrdienst ableisten musste und dann sein Studium beginnen konnte. Er studierte Deutsch, Kunst, Religion und Musik, schloss das Studium 1978 mit dem Examen ab und wurde nach einem zweijährigen Referendariat für die Fächer Deutsch, Religion, Kunst und Musik im Hochwald- Gymnasium in Wadern eingestellt.

Er war Pädagoge aus Leidenschaft. Er organisierte Klassenfahrten, Feste mit seinen Abschlussschülern bei ihm zu Hause und betreute Bands und Chöre. Anteilnahme und Hilfsbereitschaft waren für ihn wichtige christliche Grundsätze. Im Hochwald- Gymnasium lernte er auch seine spätere Frau Béatrice kennen. Sie kam 1985 aus Paris, hatte einen Einjahresvertrag als Austauschlehrerin und unterrichtete Deutsch und Französisch. Dann wurde sie krank und fuhr nach Paris zurück. Und Fredi fuhr immer öfter nach Paris, um sie zu besuchen. Sie erzählt: "Dann bot er mir an, mit ihm zusammen in einem Bauernhaus, das er mietete, die Ferien zu verbringen. Und da hat es bei uns richtig geklingelt. Die standesamtliche Hochzeit war in Wadern am 4. Februar 1986. Die kirchliche Trauung war in der katholischen St. Michaels-Kirche in Nalbach/Körprich am 11. Oktober 1986. Es war ein wunderschönes Fest. Wir feierten im Elternhaus von Fredis Mutter, im Gasthaus Spurk. Mindestens 150 Gäste waren da. Nach alter französischer Sitte haben wir mein Strumpfband versteigert. Der Erlös war 300 DM, die wir dann dem Bedienungspersonal schenkten. Und toll war auch die Musik. Es spielten die damals im Saarland bekannten Bands ,Star-shine-Singer', ,Maxine' und ,Pegasus'. Wobei man eines wissen muss: ,Pegasus' und die ,Starshine-Singers' waren Bands, die in der ,Rumpelkammer' in Saarbrücken spielten, und die ,Rumpelkammer' war der In-Treffpunkt in den 80ern in Saarbrücken. Hier begann auch Sängerin Patricia Kaas , die aus Forbach stammt, ihre Karriere."

Doch zurück zu Fredi, dem Musiker, dem engagierten Lehrer, der half, wo er helfen konnte. Fredi, war Christ, getaufter Katholik. Zu einer christlichen Familie gehören auch Kinder. Da die Ehe kinderlos blieb, adoptierten die Eheleute Thiry 1994 Patricio, einen kleinen Kubaner, geboren am 25. 07. 1991. Ehefrau Béatrice erzählt: "Unser Sohn absolviert nun nach seinem Abitur eine Ausbildung als Fachangestellter für Bäderbetriebe." Nach einer kurzen nachdenklichen Pause sagt sie: "Wir waren in den Ferien viel unterwegs, vor allem in Städten, in denen man Kunst besichtigen konnte. Es war eine tolle und schöne Zeit. Und wenn mein Mann sich nicht um seine Schule kümmern musste, dann beschäftigte er sich mit seinen Hobbys, der Musik und den Oldtimern. Und er war Mitglied im Karnevalsverein 1875 hier in Tholey und seit 40 Jahren verantwortlich für die musikalische Gestaltung der Kappensitzungen." Seine Schwester Anni sagt: "Er war ein ungewöhnlicher Mensch. Er hat das Christentum gelebt."

Sein Bruder Peter erzählt: "Vor vier Jahren hatte er eine Geschwulst in der Leiste. Er wurde operiert. Nach der Entlassung arbeitete er sofort weiter. Trotz Rückfall war er nach kurzer Reha wieder gesund. Er hätte wegen seiner Krankheit schon in Pension gehen können. Doch er wollte das volle Pensionsalter erreichen. Anfang Mai besuchte er mit seiner Frau einen kranken Kollegen. Bei einem Spaziergang brach er plötzlich zusammen, wurde nach Saarlouis ins Krankenhaus gebracht. Nach einem künstlichen Koma erwachte er nach neun Tagen, einem Freitag. Aber der liebe Gott hatte andere Pläne mit ihm. Am darauf folgenden Sonntag erlitt mein Bruder einen tödlichen Herzinfarkt."

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