„Mama war immer gut drauf“

Züsch · Leni Moser

 Leni Moser

Leni Moser

Foto: privat

Leni Moser, geb. Werle, Jahrgang 1936, ist die Tochter von Helena und Peter Werle. Sie hat drei Geschwister: Heinz wurde 1932, Hans 1939 und Reinhild 1945 geboren. Der Vater war Bergmann, die Mutter kümmerte sich um die Kinder und die Nebenerwerbslandwirtschaft. Nach dem Krieg arbeitete sie bei einem Förster als so genannte Kulturarbeiterin und pflanzte Fichten. Sie war geschickt und gescheit, half als Haushaltshilfe im örtlichen Gasthaus und ging putzen.

Sie war 17 Jahre alt, als sie ihren ersten Ehemann Franz Hofmann aus Theley kennen lernte. Die Hochzeit war am 30. August 1957, katholisch, in Nonnweiler-Kastel. 1959 wurde Sohn Dieter geboren. Die junge Familie lebte im Haus ihrer Eltern. Sie arbeitete im Akkord und Schichtbetrieb in einer Firma bei Mariahütte, in der Munitionsteile hergestellt wurden.

1962 starb Ehemann Franz an einem Gehirntumor. Was nun? Sie arbeitete weiter, um den Unterhalt für ihren Sohn und sich zu verdienen. Bei einer Arbeitskollegin lernte sie Arno Moser, Jahrgang 1935, kennen. Arno war Handwerker, eine Art Alleskönner. Er fing an, das Bauernhaus umzubauen, das Leni in Kastel geerbt hatte. 1966 war die Hochzeit, katholisch. Geld war knapp. Nur die Trauzeugen wurden zum Essen eingeladen. 1966 wurden Tochter Astrid, 1968 Sohn Dirk, 1971 Sohn Hans-Günter geboren. Vater Arno hatte Heimweh nach Züsch, einer kleinen Gemeinde in Rheinland-Pfalz - nur wenige Kilometer hinter der saarländischen Grenze. Dort war er aufgewachsen. Das junge Paar erbte ein Grundstück in Züsch und 1968 fing Vater Arno dort an zu bauen.

Wir - Arno Moser, Tochter Astrid, Sohn Hans-Günter und ich - sitzen im Gastraum des "Schnitzelparadies" zusammen und reden darüber, wie es damals anfing Arno Moser sagt: "Unser Eigenkapital betrug 500 Mark. Das Wohnhaus wurde noch während der Bauphase zur Kneipe umfunktioniert. Noch im selben Jahr wurde die "Hochwaldschenke" eröffnet."

Tochter Astrid erzählt: "Unsere Mutter wehrte sich erst, wollte nicht die Wirtin sein. Doch dann ist sie in dem Job aufgegangen." Sie war, wie man so sagt, immer gut drauf, sie war ein Kontaktmensch. Ehemann Arno kochte. Berühmt waren bald die großen Schweineschnitzel. Pommes und Salat konnte man haben, so viel man essen konnte. 1979 sagte Sohn Dirk, damals neun Jahre alt, zu seiner Mama: "Das ist ja hier wie im Schnitzelparadies." Die "Hochwaldschenke" hieß von nun an "Schnitzelparadies".

Und war bald bekannt im Umland von Hermeskeil und auch im Saarland. Das lag natürlich an der guten Küche, vor allem aber an der Wirtin. Tochter Astrid: "Sie war der gute Geist der Gastwirtschaft. Wenn die Letzten gegangen waren, räumte sie auf. Und für uns Kinder hat sie noch spät abends die Schulbrote geschmiert, und wenn sie konnte, hat sie nachmittags auch bei den Hausaufgaben geholfen. Sie hatte oft einen 16- bis 18-Stunden-Tag."

Sohn Hans-Günter hat zum 70. Geburtstag über seine Mutter geschrieben: "Langsam aber stetig, mit vielen Arbeitsstunden, wandelte sie sich von der Hausfrau und Mutter zur Vollzeitunternehmerin. Im Laufe dieser Jahre entstand nicht nur ein Geschäft, sondern auch eine Großfamilie mit vier erwachsenen Kindern, drei Schwiegerkindern, sechs Enkelkindern. Die Gastwirtschaft wurde nach der Kochlehre von Sohn Dirk gemeinsam weiter ausgebaut und 2002 komplett renoviert. Durch den Einstieg des Juniorchefs hatte sie mehr Zeit für Ihre Gäste und wenn es die Zeit zuließ, fuhr sie mit Ihrem Ehemann für wenige Tage in Urlaub."

Dann ein Schicksalsschlag. Sohn Dirk starb überraschend im Alter von 44 Jahren am 22. August 2012. Tochter Astrid: "Mama hörte ein kurzes Stöhnen, er lag plötzlich tot im Fernsehzimmer."

Das "Schnitzelparadies" wurde von Heute auf Morgen geschlossen, die Welt blieb für Leni und Arno stehen. Eigentlich hätte in diesem Jahr das 40. Jubiläumsjahr des "Schnitzelparadieses" angestanden. Ehemann Arno: "Leni war von diesem Zeitpunkt nicht mehr die, die man kannte. Sie hatte ihre Lebensfreude verloren. Um das Andenken an ihren Sohn zu wahren, hielt sie das Lokal auch ohne Gäste in Schuss. Alles blieb, wie es am letzten Tag verlassen wurde." Tochter Astrid: "Und um ihrer Rolle als Ehefrau, Mutter und Oma gerecht zu werden, kümmerte sich um ihren Ehemann Arno und spielte oft mit den Enkelkinder Mühle."

"Beim Kuchenbacken für die Familie" , so erzählen ihre Kinder , "verspürte sie plötzlich einen Stich über dem Herz. Sie wurde operiert, wurde dann entlassen. Dann erneute Herzbeschwerden. Sie starb in Stille im Krankenhaus, im Beisein ihrer Familie."

In der Traueranzeige liest man: "Andere mögen uns lieb haben, allein eine Ehefrau und Mutter begreift uns, sie arbeitet für uns, sorgt für uns, bedauert uns, vergibt uns alles, was wir tun."

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