„Er war vielseitig begabt“

Saarbrücken · Franz-Erich Grimm

 Franz-Erich Grimm

Franz-Erich Grimm

Foto: privat

Franz-Erich Grimm, Jahrgang 1939, ist der Sohn von Karl- Willhelm Grimm und seiner Frau Hildegard-Karoline. Er hat drei Brüder. Bruder Günter-Philipp wurde 1926, Bruder Erich-Karl 1935 und Bruder Fritz-Olaf 1945 geboren. Der Vater war Oberlokomotivführer der Deutschen Reichsbahn. Die Mutter war Schneiderin und kümmerte sich um die Erziehung der vier Söhne. Die Familie lebte in Saarbrücken in St. Arnual. Vater Karl- Wilhelm war als Lokführer während des Krieges im Einsatz für die Versorgung der Soldaten an den Fronten mit Waffen, Munition und Lebensmitteln. Mutter Hildegard- Karoline und die beiden jüngeren Söhne Franz-Erich und Fritz-Olaf wurden 1945 evakuiert nach Bayern. Sohn Günter- Philipp wurde 1944 als 18-jähriger als Flakhelfer zur Wehrmacht einzogen, geriet in französische und später in englische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst 1950 entlassen wurde. Sohn Karl-Erich war früh gestorben. 1

945 kehrte Mutter Hildegard- Karoline mit ihren Söhnen Franz- Erich und Fritz-Olaf nach Saarbrücken zurück und lebte mit ihren Eltern zusammen in einem Haus in St. Arnual. Sohn Franz- Erich besuchte die Grundschule in St. Arnual, absolvierte eine Lehre als Maler und Lackierer die er 1957 mit der Gesellenprüfung abschloss, arbeitete dann in der Firma seines Bruders Günter-Philipp, der sich inzwischen mit einem Malerbetrieb selbstständig gemacht hatte. Im März 1961 lernte er im St. Arnualer Reitverein Liliane, Jahrgang 1944, seine spätere Ehefrau kennen. Sie erzählt: "Er war ein gut aussehender Mann. Und hatte auch ein Herz für Pferde. Wir trafen uns immer öfter. Ich war Volontärin in einem Restaurant. Am 23.3.1963 haben wir geheiratet. Evangelisch, in der Stiftskirche in St. Arnual. Die Feier war schön. Es war, wie man früher sagte, eine Muss-Heirat. Fünf Monate später, am 2. August 1963, wurde unser Sohn Oliver geboren.

Wir lebten in einer Drei Zimmer Wohnung zur Miete. Ich habe manchmal geputzt. Es waren harte Zeiten. 1967 wurde unsere Tochter Janine geboren." Über ihren Mann, der "von früh bis spät" arbeitete, erzählt sie, dass er vielseitig künstlerisch begabt war: "Er spielte Gitarre und Klavier in der Band Melody Boys, die in vielen Lokalen auftrat, auch in der Rumpelkammer in Saarbrücken. Das war damals die angesagte Kneipe. Und er konnte auch gut malen und zeichnen." Die Bilder, ausdrucksstarke Porträts und Landschaftsbilder, hängen im Wohnzimmer und im Flur. Sie sagt: "Er war vielseitig interessiert und er konnte Kontakte knüpfen und halten. Mit Musik hat er natürlich auch Geld verdient. Und so kamen wir durch."

1969 bestand er die Prüfung als Maler- und Lackierermeister und eine Sonderprüfung als Farbtechniker. Fortan arbeitete er als Fachberater in Hessen, Rheinland- Pfalz und Saarland für eine Firma, die Farben herstellte. Der Familie ging es wirtschaftlich gut. Das Wirtschaftswunder lief: "Im Sommer waren wir immer im Urlaub in Spanien. Dort kauften wir ein Haus", erzählt Liliane. "Er war unternehmungslustig und pferdeverrückt. Wir hatten Islandpferde. Wir wanderten mit dem Internationalen Volkswanderverein IVV quer durch das Saarland. Er war Mitglied im Schützenverein Bischmisheim. Irgendwie war er immer unterwegs. Abends las er oft in der Bibel, vor allem im Alten Testament. Er war kein Kirchgänger. Aber christliche Werte wie Hilfsbereitschaft und Anteilnahme waren ihm wichtig. 1984 kauften wir ein altes Bauernhaus, Baujahr 1850, in der Julius Kieferstraße 31. Er hat mit seinem handwerklichen Geschick ein Schmuckstück daraus gemacht, innen wie außen. Und dort eröffneten wir unsere Kneipe und nannten sie ,Altes Haus'. 1999 wurde mein Mann pensioniert. Nun hatte er noch mehr Zeit für unser ,Altes Haus', auch für seine weiten Reisen. Er war mit Freunden in den USA, etwa in Las Vegas und in San Francisco. 1990 wurde unsere älteste Enkeltochter Sina geboren, 2004 kam Paula auf die Welt, 2007 Lena. Er hat die Enkelkinder geliebt und verwöhnt."

Sein Sohn Oliver, der in der Schweiz lebt, sagte, als ich ihn anrief, dass er seinen Vater "als streng, aber nicht nachtragend" erlebt hat. "Er hat über sich nie viel erzählt, er war schwierig. Unsere erste Märklin-Eisenbahn hat er mit all den Tunneln und Landschaften gebaut. Ich habe seine letzten Tage genutzt und mit ihm über ihn und seine und unsere Jugend gesprochen. Das hat ihm und mir geholfen."

Anfang Mai 2014 wurden bei einer Routineuntersuchung bei ihm Liposarkome festgestellt. Liposarkom ist ein seltener bösartiger Tumor des Weichteilgewebes vor allem im Rücken und Oberschenkel. Seine Frau Liliane sagt: "Es gab keine Rettung und keine Behandlung. Er starb innerhalb von elf Tagen. Sina, Oliver und ich waren bei ihm."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort