Wasser-Desaster im Pokal

Saarbrücken. Das Spiel spielt keine Rolle mehr. 0:5 hat der 1. FC Saarbrücken am Sonntag gegen den FC Schalke 04 in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals verloren. Am Tage danach gab es nur noch ein Thema: 30 000 Zuschauer waren im Ludwigspark, mehr als 80 davon musste das Deutsche Rote Kreuz (DRK) verarzten

 Die Rettungswagen hatten am Sonntag im Ludwigspark viel zu tun. Über 80 Einsätze verzeichnete das DRK. Zumeist wegen kollabierten Menschen, die mit der Hitze nicht klar kamen. Foto: Wieck

Die Rettungswagen hatten am Sonntag im Ludwigspark viel zu tun. Über 80 Einsätze verzeichnete das DRK. Zumeist wegen kollabierten Menschen, die mit der Hitze nicht klar kamen. Foto: Wieck

Saarbrücken. Das Spiel spielt keine Rolle mehr. 0:5 hat der 1. FC Saarbrücken am Sonntag gegen den FC Schalke 04 in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals verloren. Am Tage danach gab es nur noch ein Thema: 30 000 Zuschauer waren im Ludwigspark, mehr als 80 davon musste das Deutsche Rote Kreuz (DRK) verarzten."Die meisten waren aufgrund der Hitze zusammengeklappt", erzählt Markus Litz, DRK-Einsatzleiter. Auf über 40 Grad Celsius heizte der gelbe Fixstern das Rund auf. Dass in solch einem Klima Menschen kollabieren, scheint selbstredend, vor allem dann, wenn kein Wasser da ist. Und das war es nicht. Bereits eine Viertelstunde vor Spielbeginn hatten einige der Getränkestände, kein Wasser mehr im Angebot. Ebenso schlimm: Die Stände waren offensichtlich mit zu wenig Personal besetzt. Wartezeiten von über einer halben Stunde waren Usus.

Der 1. FC Saarbrücken hat die Bewirtung (Catering) an die Firma Schröder Fleischwaren übertragen. Deren Geschäftsführer Willi Walter hatte das Catering für das Spiel organisiert. Er sagt: "Es gab bis zum Schluss an allen Ständen alkoholfreie Getränke wie Cola, Cola light, Apfelschorle, Fanta und Sprite. Nur an wenigen Ständen war Wasser für etwa 30 Minuten ausgegangen." Dem widersprechen viele Zeugenaussagen, die unserer Zeitung vorliegen. Den Vorwurf, dass zu wenig Personal an den Ständen war, hält Walter für ungerechtfertigt. "Wir hatten 100 Menschen im Einsatz", sagt er. 16 Stände hat die Firma im normalen Ligenbetrieb im Einsatz, 25 am Sonntag beim Pokalspiel. In der Liga kommen 5000 Zuschauer im Schnitt, am Sonntag kamen 30 000. "Man muss nicht gut rechnen können, um zu sehen, dass 25 Stände zu wenig sind", sagt Walter. Vor allem mehr Kühlcontainer hätte er gebraucht. Doch dazu sei kein Platz mehr im und um den Park gewesen, ansonsten hätten "wir Sicherheitswege zustellen müssen". Auch konnte kein Nachschub über die Camphauser Straße gebracht werden, da diese von der Polizei gesperrt war. "Wir haben im Vorfeld alle Möglichkeiten mit dem Verein und den Sicherheitsleuten abgeklärt. Ich stand seit Donnerstag alle zwei Stunden in Kontakt mit dem FCS", sagt er und hält fest: "Es war gut, dass Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz und die Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer im Stadion waren. Sie haben gesehen, dass wir ein neues Stadion brauchen, denn die Infrastruktur im Ludwigsparkstadion lässt für eine derartige Menschenmasse bei diesen Temperaturen kein vernünftiges Catering zu."

Dass selbst in den Toiletten das Wasser versiegte, hatte nichts damit zu tun, dass der Verein das Wasser abgestellt hatte. Durch die Überlastung einer und den Ausfall einer zweiten Leitung habe es einen Druckabfall gegeben, "darum sei nichts mehr aus den Hähnen gekommen", erklärt FCS-Geschäftsführer Thomas Heil gestern. Er sagt auch, dass es von Seiten Schröders keinerlei Nachfragen nach weiteren Stellplätzen für Stände oder Container gegeben hätte. Auch die Polizei erklärt, dass es kein Problem gewesen wäre, Nachschub über die Camphauser Straße anzuliefern. Sie hätte sogar erlaubt, "Kühlcontainer an der Straße und oben an der Eishalle aufzustellen", wie Polizeisprecher Peter Becker erklärt. Aber es habe niemand danach gefragt. Ähnliches erklärt die Stadt Saarbrücken, die Eigentümer des Stadions ist. "Es hat uns niemand signalisiert, dass es einen zusätzlichen Bedarf an Ständen gibt. Wenn dies so gewesen wäre, hätten wir Möglichkeiten gefunden", erklärt Stadtsprecher Thomas Blug gestern.

FCS-Präsident Paul Borgard und FCS-Aufsichtsratschef Reinhard Klimmt entschuldigen sich beide: "Egal, wo jetzt die Verantwortlichkeiten liegen", sagt Klimmt: "Wir waren der gastgebende Verein, wir sind für das Gelingen des Spiels verantwortlich. Daher können wir uns nur bei allen dafür entschuldigen."

Meinung

Schuldfrage im Ludwigspark

Von SZ-RedakteurMichael Kipp

Die Schuldfrage für das Wasser-Desaster im Ludwigspark ist nur schwer zu beantworten. Fest steht: Die Bewirtung war ungenügend. Warum sie ungenügend war, darüber streiten sich gerade die Verantwortlichen. Der Caterer schiebt die Schuld auf die Stadt, auf die Polizei, auf den FCS und auf das Stadion. Der Verein hingegen kündigte vor dem Spiel medienwirksam an, dass genügend Wasser da sei, da ihm das der Caterer zugesagt hatte. Dass er dessen Aussagen nicht prüfte, ist fahrlässig und seine Schuld.

Es lag aber mit Sicherheit nicht nur am Catering, dass die Menschen reihenweise zusammenklappten. Im Ludwigspark herrschten am Sonntag tropische Temperaturen. Dass Kreisläufe zusammenbrechen würden, war absehbar und war auch am Rande anderer Pokalspiele zu beobachten. Festzuhalten bleibt: Erstklassig an dem Spiel war (neben Schalke) nur der Einsatz des Roten Kreuzes. Ohne dessen couragiertes Arbeiten hätte das Pokalmatch auch noch schlimmer enden können.

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