Neid verzichtet auf Popp

Kamen-Kaiserau · Die Vorbereitung der deutschen Frauenfußball-Nationalelf für die EM hat begonnen. Ohne Alexandra Popp. Bundestrainerin Silvia Neid schickte die verletzte Stürmerin von Champions-League-Sieger VfL Wolfsburg nach Hause.

Die Idylle in der beschaulich gelegenen Sportschule Kaiserau trügt. Nadine Angerer stöhnt schon nach der ersten Trainingseinheit der deutschen Fußball-Nationalelf über Muskelkater. "Ich bin ganz schön kaputt", sagt die Torfrau, die sich trotz der Schinderei auf die Europameisterschaft in Schweden freut: "Dass man vorher hart arbeitet, gehört halt dazu." Die 33 Jährige ist die älteste Spielerin im Kader - und nach wie vor die "Gute-Laune-Tante". Akribisch stapelt Angerer vor Beginn der zweiten Übungseinheit Bälle zu einer Pyramide und wirft Torwarttrainer Michael Fuchs böse Blicke zu, als er das Kunstwerk aus Unachtsamkeit zerstört.

Trotz aller Lockerheit geht es auf dem Trainingsplatz zielstrebig zu. Gut zwei Stunden schuften 26 Auserwählte unter der Leitung von Bundestrainerin Silvia Neid bei frühlingshaften Temperaturen. Unter ihnen Dzsenifer Marozsan (1. FFC Frankfurt), Nadine Keßler und Josephine Henning (beide VfL Wolfsburg), die alle beim 1. FC Saarbrücken groß geworden sind. Aus dem erweiterten EM-Kader fehlen beim ersten Lehrgang, der bis Samstag dauert, nur Anja Mittag, die noch in der schwedischen Liga für den FC Malmö gefordert ist, und Sara Däbritz. Die 18-Jährige vom SC Freiburg, die Jüngste im Kader, muss in der Schule noch Prüfungen bewältigen, bevor sie zum zweiten Lehrgang in Essen und Paderborn (12. bis 20. Juni) zur Mannschaft stößt.

Wie wichtig Neid nach der enttäuschenden Weltmeisterschaft 2011 im eigenen Land, als Deutschland bereits im Viertelfinale am späteren Weltmeister Japan scheiterte (0:1), die EM in Schweden vom 10. bis 28. Juli ist, zeigt die Entscheidung, Alexandra Popp nach Hause zu schicken. Sie war angeschlagen zum Gesundheitstest am Sonntag angereist. Zwar gewann Popp - vermutlich dank schmerzstillender Spritzen - trotz eines kurz zuvor erlittenen Bänderrisses im Sprunggelenk mit dem VfL Wolfsburg vor zwei Wochen das Champions-League-Finale gegen Olympique Lyon (1:0). Doch Neid sagte: "Sie braucht jetzt eine Pause. Der Fuß wird nun erstmal für vier Wochen ruhig gestellt." Und sie ergänzte mit einem Seitenhieb auf den VfL: "Schließlich haben wir auch eine Verantwortung gegenüber den Spielerinnen."

Für Popp, die verletzte Viola Odebrecht und die am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankte Verena Faißt erhalten andere die Chance auf das EM-Ticket. Von den 28 Kandidatinnen - darunter vier Torfrauen - werden nach den Testspielen in Essen gegen Schottland (15. Juni) und in Paderborn gegen Kanada (19. Juni) fünf gestrichen. Die Nominierung des EM-Aufgebots erfolgt am 20. Juni. Den letzten Lehrgang in München (24. Juni bis 3. Juli) und die Generalprobe gegen Japan in der Allianz Arena (29. Juni) will Neid mit dem endgültigen Kader bestreiten.

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