Frauenfußball-EM Nach dem Kraftakt müssen jetzt Siege her

Breda · Das 0:0 zum EM-Auftakt gegen Schweden ging an die Substanz. Dzsenifer Marozsan wurde zur Spielerin des Spiels gewählt.

Steffi Jones wirkte kurz vor Mitternacht so, als hätte sie selbst 90 Minuten lang den Rasen umgepflügt. „Es war ein intensives Spiel und sehr kräftezehrend. Es geht an die Substanz. Gut, dass wir jetzt ein paar Tage Pause haben“, gab die neue Bundestrainerin nach dem Kraftakt am Montagabend beim 0:0 zum EM-Auftakt der deutschen Fußballerinnen gegen Schweden zu.

Die 44 Jahre alte Fußball-Lehrerin spürt als Nachfolgerin der erfolgreichen Silvia Neid, die das Spiel im Stadion Rat Verlegh in Breda als DFB-Chefscout auf der Tribüne verfolgte, die große Erwartungshaltung. Auch wenn Jones bemüht ist, sich selbst nicht zusätzlich unter Druck zu setzen – ganz davon freimachen kann sie sich nicht. Unter all diesen Umständen war in der Neuauflage des olympischen Finales von Rio, das die DFB-Elf vor elf Monaten 2:1 gewann und erstmals Gold holte, von vornherein kein Feuerwerk zu erwarten. „Für das erste Turnierspiel war es okay“, lautete das kurze, knappe und zutreffende Fazit von Schwedens Trainer-Legende Pia Sundhage.

Es war schon fast kurios, dass sich die Dauerrivalen, die sich bislang in fast jedem großen Turnier der vergangenen Jahrzehnte trafen, im 27. Duell erstmals überhaupt unentschieden trennten. Jetzt muss die Konzentration im deutschen Team auch in den restlichen Vorrundenpartien der Gruppe B gegen Italien am Freitag (20.45 Uhr/ARD und Eurosport) und Russland (25. Juli) hochgehalten werden.

„So wollen wir weitermachen: kombinationssicher, ballsicher, Chancen kreieren – nur dann noch zielstrebiger den Torabschluss suchen“, sagte Jones nach der Partie, die zunächst vom Gegner, später von der DFB-Elf dominiert wurde. Und der achtmalige Europameister hatte nach schwacher erster Hälfte einige Chancen, auch die sechste EM-Begegnung gegen Schweden zu gewinnen. Doch die wenigen guten Möglichkeiten ließen die Saarbrückerin Dzsenifer Marozsan und Co. liegen. Die Bundestrainerin war dennoch zufrieden: „Darauf lässt sich aufbauen.“ Sicher präsentierte sich bis auf eine Szene Innenverteidigerin Josephine Henning, die Ex-Saarbrückerin bot ein gutes Spiel. Überraschend stark war EM-Debütantin Kristin Demann (FC Bayern) im defensiven Mittelfeld.

Allen ist bewusst, dass in Tilburg gegen Italien, das überraschend Russland 1:2 unterlag, eine Leistungssteigerung notwendig ist. Kapitän Marozsan, die viele Experten bereits für die beste Fußballerin der Welt halten, glänzte zwar nicht so wie erhofft. Es genügte aber, um als beste Akteurin des Spiels gekürt zu werden. Zwar verzog sie bei der Ehrung etwas die Mundwinkel, weil ihr eigener Leistungsanspruch höher ist. Aber auch sie lässt sich nicht aus der Balance bringen. „Ich sehe immer das Positive. Mit der zweiten Hälfte können wir zufrieden sein. Da wäre sogar ein Sieg verdient gewesen“, meinte die 25-Jährige vom Champions-League-Sieger und französischen Double-Gewinner Olympique Lyon.

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