Keine Zeit zum Neuerfinden

Kaiserslautern · Am Dienstag hat der 1. FC Kaiserslautern seinen neuen Trainer Kosta Runjaic vorgestellt. Bereits heute um 18.30 Uhr steht das schwere und richtungweisende Spiel bei Mitkonkurrent 1. FC Köln an.

Nun steht er also da. Noch ungeduscht nach dem Training, die Haare vom Wind und Regen auf dem Betzenberg gehörig in Unordnung gebracht. Eigentlich sollte es nur ein kurzes Gespräch mit Kosta Runjaic, dem neuen Trainer des Fußball-Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern, werden. Mit den immer gleichen Fragen, die einem Trainer vor seinem ersten Spiel gestellt werden. Mit den immer gleichen Antworten, die ein Trainer vor seinem ersten Spiel gibt. Doch am Ende hat Runjaic eine Dreiviertelstunde gesprochen und einen ersten tiefen Einblick in seine Idee von Fußball gewährt.

Es wirkt wie die inoffizielle Vorstellungsrunde eines Mannes, der sich hier in den Katakomben des Stadions wohler fühlt als auf der Pressetribüne. Runjaic jongliert mit Statistiken, plaudert über seine Zeit beim MSV Duisburg, als der Verein am Rande des Abgrunds stand, aber auch über Gegenwart und Zukunft hier in Kaiserslautern. Selbst in den einschlägigen Fan-Foren hat er sich umgesehen. Er nimmt sich Zeit, auch wenn er genau die vor dem Spiel heute um 18.30 Uhr beim 1. FC Köln eigentlich nicht hat: "Ich versuche, überall mal kurz Hallo zu sagen und mir ein Bild von allem hier im Verein zu machen. Meine Hauptaufgabe ist es aber, dass die Mannschaft in der Lage ist, gegen jeden zu gewinnen."

Vier Trainingseinheiten hatte er bisher Zeit. Da lässt sich kein Fußball neu erfinden. Nicht einmal Zeit, mit allen Spielern zu reden, hatte er bisher: "Ich muss einen Mittelweg finden zwischen Gesprächen und Arbeit auf dem Platz." Die Mannschaft nimmt es wohlwollend auf, sagt Verteidiger Chris Löwe: "Er unterbricht oft und erklärt. Das sind Dinge, die uns gut tun. Es geht ja nicht darum, uns Zucker in den Arsch zu blasen." Kleinigkeiten, mehr kann Runjaic in der Kürze der Zeit ohnehin nicht verbessern. Vielmehr will er der Mannschaft ihre Stärken ins Bewusstsein rufen. "Ich habe sie gefragt, wer 2013 die beste Abwehr in der 2. Liga hatte. Es war der FCK", sagt er. 1,6 Tore sind es in dieser Saison, in der Rückrunde der vergangenen Saison war es gerade einmal halb so viel. Hier will er ansetzen, ohne gleich Catenaccio zu spielen: "Die Wahrscheinlichkeit zu gewinnen ist aber deutlich größer, wenn es noch 0:0 steht."

Ein Teil dieser Schwerpunktsetzung liegt wohl auch in Runjaics Auftaktprogramm gegen Köln, Hertha BSC im DFB-Pokal und 1860 München begründet. "Köln hat eine sehr starke Offensive. Köln ist eine spielerische Mannschaft, die schnell nach vorne spielt. Aber Köln ist auch Zuhause verwundbar. Wir werden uns in den nächsten Stunden - denn es sind ja nur noch Stunden - unsere Gedanken machen", sagt Runjaic.

Ob Marc Torrejón nach seiner langwierigen Schambeinentzündung in den Kader zurückkehrt, darf der Verteidiger selbst entscheiden. "Er kann das ja am besten abschätzen", sagt Runjaic, der viel Arbeit in den Köpfen seiner Spieler vor sich hat. Die wird Zeit brauchen. Auch wenn er sie bis heute Abend eigentlich nicht hat.

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