Falsch, und doch genau richtig

Kaiserslautern. Eigentlich ist es ein Sakrileg. Gilt doch die Abwehr, Prunkstück fast aller großen Mannschaften, sprichwörtlicher Meistermacher sogar, als heilig. Mag in der Offensive so viel rotiert werden, wie will - eine Abwehr muss eingespielt sein, Automatismen wie die Abseitsfalle müssen greifen, und im Bestfall spielt so eine Abwehr wohl schon von der E-Jugend an zusammen

Kaiserslautern. Eigentlich ist es ein Sakrileg. Gilt doch die Abwehr, Prunkstück fast aller großen Mannschaften, sprichwörtlicher Meistermacher sogar, als heilig. Mag in der Offensive so viel rotiert werden, wie will - eine Abwehr muss eingespielt sein, Automatismen wie die Abseitsfalle müssen greifen, und im Bestfall spielt so eine Abwehr wohl schon von der E-Jugend an zusammen.

Sechstbeste Abwehr der Liga

Marco Kurz, der Trainer des 1. FC Kaiserslautern, macht also scheinbar alles falsch, was man in einer Abwehr falsch machen kann. Rodnei mit Martin Amedick, Amedick mit Mathias Abel, Abel mit Rodnei. Was der Kader an Formationen hergibt, hat beim FCK schon zusammengespielt. Gar nicht auszudenken, was passiert, wenn dann auch noch Jan Simunek nächstes Jahr wieder eine Option ist. Und doch, es wurde kein Bann gegen Kurz ausgesprochen, im Gegenteil: die Abwehr des Abstiegskandidaten ist mit 15 Gegentoren die sechstbeste der Liga. Selbst der Dritte Werder Bremen hat - wenn auch an der Weser fast schon traditionell - mehr Gegentore kassiert.

Dabei orientiert sich Kurz bei seinen Umstellungen nur bedingt an den mannigfaltigen Stürmertypen des jeweiligen Gegners. Es ist meist einfach nur die aktuelle Form, die zählt, wenn es um die Aufstellung geht, erklärt Kurz: "Ich verfüge über drei recht gute Jungs, die eine ordentliche Qualität haben. Wenn bei dem einen Leistungseinbußen da sind, stehen die anderen bereit."

So wie vergangene Saison, als Abel Amedick verdrängte oder im umgekehrten Fall zu Beginn dieser Saison. Oder wie vor wenigen Wochen, als Abel für Rodnei kam, weil der sich zu viele - mal kleine, mal größere - Fehler erlaubte. "Wir hatten mit Rodnei gesprochen, und da hatte er auch gesagt, dass er etwas verunsichert sei", sagt Kurz. Und so fand Abel den Weg zurück. "Ich denke, wir machen alle drei einen guten Job. Jeder kann mit jedem spielen, da gibt es keinen so großen Leistungsunterschied", erklärt Abel. Was nicht bedeutet, dass er seinen Platz freiwillig räumt: "Ich denke, wir haben das in den letzten Spielen gut gemacht. Wir sind als Mannschaft insgesamt besser gestanden, und das ist auch ein kleines Mosaiksteinchen."

Im Heimspiel gegen Leverkusen heute Abend um 20.30 Uhr juckt, trotz aller Beteuerungen, der kleine Stachel aus der vergangenen Saison, dass ausgerechnet der ehemalige Kollege Sidney Sam mit drei Toren in zwei Spielen (1:3, 0:1) der entscheidende Spieler bei Leverkusen war. Auch wenn Marco Kurz witzelte, dass ganz sicher "zehn Feldspieler alle nur gegen Sidney" spielen würden - Abel will Tore von Sam ganz bestimmt nicht nur im Sinne des Endergebnisses verhindern: "Ich ärgere mich auch noch. Das ist schon ein Ansporn, dass er kein Tor schießt." Wenn Abel denn überhaupt spielen darf. Aber davon ist auszugehen. Auch, wenn man bei Kurz nie weiß.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort