Ein Schalker Problem

Düsseldorf · Der Abzug der Polizei aus dem Stadion von Schalke 04 schlägt hohe Wellen. NRW-Innenminister Ralf Jäger wirft den Königsblauen schwere Sicherheitsversäumnisse vor, zugleich muss er sich selbst harte Kritik anhören.

NRW-Innenminister Ralf Jäger stellt Schalke 04 an den Pranger. Der SPD-Politiker begründet den Abzug der Polizei aus der Arena des Fußball-Bundesligisten unwidersprochen mit schweren Sicherheitsversäumnissen des Clubs. Seine spektakuläre Anordnung will er nicht als Beginn einer neuen Sicherheitsstrategie im deutschen Fußball gewertet sehen. Schalke schwieg auch am Freitag genauso wie die Deutsche Fußball Liga (DFL).

Jäger ging zunächst in die Offensive. "Es kann nicht sein, dass Schalke sich nur um die Logengäste kümmert und die Kurve sich selbst überlässt. Das, was üblicherweise als Stadionordnung existiert, ist dort nicht umsetzbar", sagte der 52-Jährige. Der Verein verfüge "nicht über ausreichendes Sicherheitspersonal", ein Teil der Schalker Ultras "ist gewalttätig und tritt der Polizei massiv gewalttätig entgegen".

Jäger betonte, dass die Tür für Schalke offen stehe, knüpfte eine mögliche Rückkehr der Polizei ins Stadion aber an Bedingungen. "Die Fanarbeit muss erweitert werden. Außerdem muss mehr und qualifizierteres Sicherheitspersonal zur Verfügung stehen, damit Einsätze wie gegen Saloniki gar nicht notwendig werden."

Anstoß der Ereignisse war das Play-off-Hinspiel zur Champions League am 21. August gegen PAOK Saloniki (1:1). Polizeibeamte waren mit Schlagstöcken und unter Einsatz von Pfefferspray in den Schalker Fanblock eingedrungen, weil sich griechische Fans anscheinend durch eine mazedonische Fahne provoziert gefühlt hatten. 80 Personen mussten sich anschließend in ärztliche Behandlung begeben.

Für den Politiker ist das Problem "eindeutig" ein Fall Schalke. Mit den anderen Clubs der drei Profi-Ligen verbinde die Polizei eine "außerordentlich gute Zusammenarbeit und Kooperation", daher gebe es auch keinerlei Grund, dort ebenfalls Kräfte abzuziehen. Für die Liga ist es anscheinend ein Problem, das zwischen dem Verein und der Polizei gelöst werden muss. Die Königsblauen sind laut Gerhard Böhm, Abteilungsleiter Sport im Bundesinnenministerium, im Gespräch mit dem Deutschen Fußball-Bund und der DFL.

Öffentlich sprachen andere, die Anordnung wurde zum Wahlkampfthema. "Die nordrhein-westfälische Polizei ist nicht die Privatarmee von Herrn Jäger. Der Schnellschuss ist eine Kriegserklärung an die gesamte Bundesliga", erklärte Peter Biesenbach als stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender im Düsseldorfer Landtag. Rückendeckung erhielt Jäger von der Sportministerkonferenz. "Ich kann das nachvollziehen, wenn einem Innenminister da der Kragen platzt, wenn die Polizei so behandelt wird", sagte Jägers hessischer Kollege Boris Rhein (CDU), der Vorsitzende der Jahrestagung.

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