Der Kapitän wird zur Notlösung am Kreis
Saarlouis · Aufgrund der schweren Verletzung von Neuzugang Peter Walz muss Handball-Zweitligist HG Saarlouis bei der Besetzung am Kreis improvisieren. Kapitän Danijel Grgic übernimmt – auch im Heimspiel gegen Nordhorn.
Danijel Grgic ist seit sieben Jahren die prägende Figur im Spiel des Handball-Zweitligisten HG Saarlouis. In dieser Saison übernimmt der Kapitän besonders viel Verantwortung - auf und neben dem Feld. Einerseits will er seinen zwar noch fitten, aber schon 35 Jahre alten Körper mehr schonen als in den vergangenen Spielzeiten. Andererseits ist er nach der schweren Verletzung von Peter Walz (Kreuzbandriss) als Kreisläufer gefragt. So auch beim Heimspiel an diesem Samstag, wenn um 19.30 Uhr die HSG Nordhorn in der Stadtgartenhalle gastiert.
"Das ist ganz schlimm, wir sind immer noch alle geschockt, und es tut uns sehr leid für ihn", bedauert Grgic den Ausfall des 19-jährigen talentierten Neuzugangs von der HSG Völklingen: "Er ist ein super Junge und hat eine super Vorbereitung mitgemacht." Bis Walz in etwa sechs bis acht Monaten zurückkehrt, stellt sich Grgic in den Dienst der Mannschaft und nimmt die Rolle des Aushilfs-Kreisläufers an. "Es ist schon eine Umstellung. Aber ich habe in meinem Leben schon auf jeder Position gespielt. Von daher weiß ich, wie das geht", erklärt der 35-Jährige: "Das größte Problem ist für mich, quasi kalt von der Bank zu kommen. Wenn man nach dem Aufwärmen erst wieder abkühlt, braucht der Motor ein bisschen, um auf Betriebstemperatur zu kommen." Dass Grgics Motor in dieser Saison in weiteren Rollen brummen muss, liegt daran, dass er das A-Jugend-Bundesligateam und auch die zweite Mannschaft der HG trainiert. "Mir macht es unheimlich viel Spaß, und die Jungs ziehen mit", meint er zur Mehrfachbelastung.
Eine solche ist laut der Spielordnung des Deutschen Handball-Bundes (DHB) für den erst 17 Jahre jungen HG-Leistungsträger Tim Suton nicht gut. Weil er noch nicht volljährig ist, darf er nicht in zwei aktiven Mannschaften unterschiedlicher Vereine spielen. Aus dem Zweitspielrecht für Erstligist Rhein-Neckar-Löwen wird also erst einmal nichts - jedenfalls nicht bei Pflichtspielen. DHB-Sportdirektor Heiner Brand verteidigt diese Regelung als Schutz vor zu hoher Belastung, Jugendkoordinator und U18-Nationaltrainer Christian Schwarzer regt an, über den Paragrafen zu sprechen.
"Das ist totaler Quatsch. Auf der einen Seite wünscht man sich mehr deutsche Nachwuchsspieler in diesen Ligen, und dann gibt es einen Paragrafen, der das verbietet", ärgert sich Danijel Grgic, der selbst im Alter von 18 Jahren bei Badel Zagreb in der 1. Liga Kroatiens und wenig später in der Champions League debütierte: "In den Vereinen arbeiten Fachleute, die einen guten, jungen Spieler nie kaputt machen oder verheizen würden. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, das von DHB-Seite aus direkt zu ändern." Speziell in Sutons Fall gehe es darum, "dass er Erstligaluft schnuppern könnte und ab und zu mal eingewechselt wird - in den Wochen, in denen wir kein Spiel haben. Deshalb sehe ich nicht ein, dass von Doppel- oder Überbelastung geredet wird."Wenn an diesem Wochenende der Startschuss zur A-Jugend-Bundesliga fällt, werden mit der HSG Völklingen und der HG Saarlouis erstmals zwei saarländische Mannschaften in der höchsten Spielklasse im deutschen Jugend-Handball vertreten sein. Während Völklingen nach zwei erfolgreichen Spielzeiten dort längst kein Unbekannter mehr ist, betritt Lokalrivale Saarlouis Neuland.
"Wir wollen das Abenteuer Bundesliga genießen", sagt Danijel Grgic vor dem Auftaktspiel an diesem Samstag beim TV Hüttenberg (16 Uhr): "Wir gehen die Saison ohne jeden Druck an." Zum ersten Auswärtsspiel reist sein Team in Bestbesetzung an - also mit den Jugend-Nationalspielern Michael Schulz und Lars Weissgerber, die auch in den Kadern des Zweitliga- und Saarlandliga-Männerteams stehen.
Auch die HSG Völklingen, in der Vorsaison Meister der West-Staffel und später sogar Halbfinalist im Kampf um die deutsche Meisterschaft, weiß nicht so recht, wo sie steht. Die Jungs der "Goldenen Generation" sind altersbedingt flügge geworden. Yves Kunkel spielt künftig beim Erstligisten Minden, Peter Walz heuerte beim Zweitligisten Saarlouis an. Die Torjäger David Servello und Peter Resch verstärken das aktive Oberliga-Team der HSG. "Wir gehen mit zwölf neuen Spielern in die Saison", sagt HSG-Trainer Marcus Simowski, der seinen Jungs mindestens Rang sechs zutraut. Die ersten Punkte können die jungen Hüttenstädter an diesem Sonntag gegen Baunatal (14.30 Uhr, Hermann-Neuberger-Halle) einfahren. Zu einem Knaller kommt es dann am 20. September in der Saarlouiser Stadtgartenhalle - im ersten Bundesliga-Saarderby (19.30 Uhr).