Der Capitano schießt zurück

Berlin. Michael Ballack hat nach seinem durch Joachim Löw verkündeten Abschied aus der Fußball-Nationalmannschaft den Bundestrainer scharf angegriffen. Er habe am Donnerstag im Urlaub von der Pressemitteilung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) erfahren und sei über "Form und Inhalt der Nachricht" enttäuscht und überrascht

Berlin. Michael Ballack hat nach seinem durch Joachim Löw verkündeten Abschied aus der Fußball-Nationalmannschaft den Bundestrainer scharf angegriffen. Er habe am Donnerstag im Urlaub von der Pressemitteilung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) erfahren und sei über "Form und Inhalt der Nachricht" enttäuscht und überrascht. "Wenn jetzt so getan wird, als sei man mit mir und meiner Rolle als Kapitän der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft jederzeit offen und ehrlich umgegangen, ist das an Scheinheiligkeit nicht mehr zu überbieten", heißt es in einer Erklärung, die am Freitag im Auftrag von Ballacks Berater Michael Becker von einer Hamburger Kanzlei verbreitet wurde.Der langjährige Kapitän lehnte das DFB-Angebot für ein Abschiedsspiel ab. Ein längst vereinbartes Freundschaftsspiel als Abschied zu deklarieren, "ist aus meiner Sicht eine Farce", sagte Ballack. Der DFB hatte ihm in Aussicht gestellt, am 10. August gegen Brasilien zum Abschluss seiner Länderspiel-Karriere sein 99. Länderspiel zu absolvieren.

Löw hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass er nicht mehr mit Ballack plane. "In unseren Gesprächen hatte ich den Eindruck, dass Michael durchaus Verständnis für unsere Sichtweise hat", hatte er auf der DFB-Homepage erklärt. "Im Interesse aller" sei nun eine ehrliche und klare Entscheidung angebracht, so Löw.

Ballack hatte die WM 2010 in Südafrika wegen einer Fußverletzung verpasst. Seitdem hat der 34 Jahre alte Profi des Bundesligisten Bayer Leverkusen kein weiteres Länderspiel bestritten. Zuletzt hatte Löw im defensiven Mittelfeld Akteuren wie Bastian Schweinsteiger, Sami Khedira oder Toni Kroos den Vorzug gegeben.

Der Verzicht von Ballack auf das Abschiedsspiel dürfte für den DFB nicht unbedingt überraschend kommen. "Wir würden ihm gerne einen würdigen Abschiedsrahmen geben. Aber dazu gehören immer zwei", hatte DFB-Präsident Theo Zwanziger bereits am Donnerstag erklärt und damit leise Zweifel an Ballacks Bereitschaft zur Teilnahme anklingen lassen. "Kaiser" Franz Beckenbauer hatte den 98-maligen Nationalspieler dazu aufgefordert, das Angebot des Bundestrainers anzunehmen. "Irgendwann kommt halt für jeden die Zeit, abzutreten. Michael hat einen würdigen Abschied verdient. Ich kann ihm nur empfehlen, das Angebot anzunehmen und sich gegen Brasilien mit einem tollen Spiel zu verabschieden", riet er in der "Bild". red/dpa

"Das ist an Scheinheilig-

keit nicht mehr zu überbieten."

Michael Ballack

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