Radsport Der ehemalige Skispringer ist großer Favorit

Bologna · An diesem Samstag beginnt der Giro d’Italia. Der Slowene Primoz Roglic will die Rundfahrt gewinnen.

 Bei der Tour de Romandie war Primoz Roglic der Beste.

Bei der Tour de Romandie war Primoz Roglic der Beste.

Foto: dpa/Jean-Christophe Bott

Noch vor sechs Jahren ist Primoz Roglic als Radsport-Fan nach Italien aufgebrochen, um seine Idole bei der Bergankunft des Giro d’Italia am Altopiano del Montasio anzufeuern. Wenn der Slowene an diesem Samstag beim Start in Bologna wieder bei der Italien-Rundfahrt aufkreuzt, geht er für viele Experten als großer Favorit auf den Gesamtsieg ins Rennen. Nach einer beeindruckenden Saison mit schon drei Rundfahrt-Erfolgen scheint der 29-Jährige für den Kampf gegen die namhaften Ex-Sieger Tom Dumoulin (Niederlande) oder Vincenzo Nibali (Italien) gerüstet zu sein.

„Ich bin bereit für den Giro“, sagt der überaus ehrgeizige Roglic und hält den Sieg für „möglich“. Schon im vergangenen Jahr hat der Teamkollege von Tony Martin beim niederländischen Rennstall Jumbo-Visma mit Gesamtrang vier bei der Tour de France sein Potenzial angedeutet. Seitdem hat er sich offensichtlich noch einmal weiterentwickelt, wie er erst in der Vorwoche mit drei Etappenerfolgen und dem überlegenen Gesamtsieg bei der anspruchsvollen Tour de Romandie bewies.

Es war die Fortsetzung einer fulminanten wie ungewöhnlichen Karriere, die erst 2016 im Profibereich begann. Denn Roglic ist ein Quereinsteiger. Bis 2011 war er noch als Skispringer unterwegs, im Juniorenbereich gewann er sogar WM-Gold im Mannschaftsspringen. Doch irgendwann packte ihn die Leidenschaft für den Radsport. Roglic lieh sich ein Rennrad aus und fuhr bei einem Rennen in Slowenien aufs Podium. Von da an war der Traum von einer zweiten Karriere geboren. Dass sein schwerer Sturz beim Skispringen für den Sinneswandel sorgte, verneint Roglic: „Man muss die Stürze im Skispringen akzeptieren wie im Radsport.“

Drei Jahre lang fuhr der Mann aus Trbovlje für das drittklassige Team Adria Mobil, dann erhielt er vom Jumbo-Team die Chance. „Ein Skispringer aus Slowenien, das war merkwürdig. Ich war skeptisch, aber dann hat er einen Test gemacht. Es war verrückt. Er hatte außergewöhnliche Wattwerte“, erinnert sich Sportdirektor Frans Maassen.

Von da an ging die Karriere des Leichtgewichts (65 Kilo) erst richtig los: 2016 der Zeitfahrsieg beim Giro in Chianti, 2017 der erste Tour-Etappenerfolg in Serre-Chevalier und WM-Silber im Zeitfahren von Bergen, 2018 Gesamtrang vier bei der Tour de France. Entsprechend ist die Konkurrenz gewarnt. „Ich erwarte viel von ihm“, sagt Dumoulin, der Giro-Sieger von 2017. Auch Nibali hat die „starke Saison“ des Slowenen registriert. Der Gesamt­sieger von 2013 und 2016 sieht bei seinem Rivalen aber Schwächen in der dritten Woche, wenn die schweren Bergetappen anstehen. Damit er dann nicht einbricht, hat Roglic extra noch ein Höhentrainingslager in der Sierra Nevada absolviert. Der Ehrgeiz treibt ihn an.

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