Radsport Nur Gilbert ist schneller als Politt

Roubaix · Deutscher Radprofi wird bei Paris-Roubaix hinter dem Belgier sensationell Zweiter.

 Philippe Gilbert (rechts) reißt jubelnd die Arme hoch, Nils Politt ist knapp geschlagen.

Philippe Gilbert (rechts) reißt jubelnd die Arme hoch, Nils Politt ist knapp geschlagen.

Foto: dpa/Dirk Waem

Dreckverschmiert, völlig fertig, aber überglücklich: Mit einem imposanten Kraftakt wie ein Stehaufmännchen hat Nils Politt bei der 117. Ausgabe von Paris-Roubaix einen Podestplatz eingefahren. Der 25-Jährige musste nach 257 Kilometern durch die „Hölle des Nordens“ im Sprint nur dem Belgier Philippe Gilbert den Vortritt lassen und wurde starker Zweiter. „Das ist unglaublich“, sagte Politt nach der Zieldurchfahrt im altehrwürdigen Velodrom von Roubaix. Nach einer famosen Fahrt beim spektakulären Höhepunkt der Klassikersaison überwogen beim Kölner die Glücksgefühle. „Gegen Gilbert zu verlieren ist keine Schande“, sagte Politt, nachdem er seine Frau innig umarmt hatte.

Politt glänzte mit einer besonderen Widerstandsfähigkeit, kämpfte sich immer wieder verbissen heran, wenn er den Anschluss an die Spitze zu verlieren drohte. Im fürchterlich anspruchsvollen Sektor „Carrefour de l‘Arbre“ schien er erneut zurückzufallen, bevor er nicht vorhanden geglaubte Kräfte mobilisierte und sich zusammen mit Gilbert löste. „Ich habe gedacht: alles oder nichts“, sagte Politt, dem im Endspurt die Kraftreserven für den Sieg fehlten: „Gilbert hat gepokert, und ich war einfach nicht mehr endschnell.“ John Degenkolb verpasste 60 Kilometer vor dem Ziel die entscheidende Attacke und kam nicht mehr an die Spitze heran. Der 30-Jährige vom Team Trek-Segafredo hatte das Rennen 2015 als erst zweiter Deutscher nach Josef Fischer im Jahr 1896 gewonnen.

Wie jedes Jahr gehörten auch schwere Stürze zum Renngeschehen. Unter anderem erwischte es den Niederländer Taco van der Hoorn (Jumbo-Visma) heftig, auch der belgische Routinier Iljo Keisse (Quick Step) war betroffen. Ein ähnliches Drama wie 2018, als der Belgier Michael Goolaerts nach einem Herzinfarkt während des Rennens stürzte und verstarb, blieb glücklicherweise aus.

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