Schaeffler und Conti raufen sich zusammen

Herzogenaurach. Noch vor Jahresfrist galt die Herzogenauracher Schaeffler-Gruppe als Pleitekandidat. Lange nicht für möglich gehaltene Umschuldungen des Familienunternehmens und seiner Tochter Continental aber haben nun in Rekordzeit eine Wende bewirkt. "Der Druck ist raus, die Panik hat sich gelegt", lautet die Zwischenbilanz eines Bankers

Herzogenaurach. Noch vor Jahresfrist galt die Herzogenauracher Schaeffler-Gruppe als Pleitekandidat. Lange nicht für möglich gehaltene Umschuldungen des Familienunternehmens und seiner Tochter Continental aber haben nun in Rekordzeit eine Wende bewirkt. "Der Druck ist raus, die Panik hat sich gelegt", lautet die Zwischenbilanz eines Bankers. Zwar steht das Firmenduo immer noch bei Kreditinstituten mit rund 20 Milliarden Euro in der Kreide. Aber größere Brocken davon werden erst im August 2012 fällig. 2009 war Matriarichin Maria-Elisabeth Schaeffler (Foto: ddp) noch - bei Banken oder auch bei der IG Metall - unterwegs, um zu retten, was nicht mehr zu retten schien. Von der Finanz- und Autokrise kalt erwischt, gingen Schaeffler und Conti mit ihren 200 000 Beschäftigten in die Knie. Der kleinere Familienkonzern hatte sich den großen Fisch aus Hannover geangelt und sich dabei übernommen. Als sich dann noch das Duo in einem Kleinkrieg zerfleischte, war das Ende nah. Für die Rettung gibt es mehrere Gründe. "Klaus Rosenfeld", benennt ein Banker einen davon. Im März 2009 kam der Ex-Vorstand der früheren Dresdner Bank als Finanzchef nach Herzogenaurach. Perfekt habe er die Schaeffler-Umschuldung orchestriert und als Duzfreund von Commerzbank-Chef Martin Blessing an entscheidener Stelle beste Kontakte, heißt es. Die Frankfurter sind Hauptgläubiger der Franken. Umgeschuldet inklusive einer Kapitalherhöhung über 1,1 Milliarden Euro hat sich soeben auch Conti. "Ohne unseren Großaktionär hätten wir das nicht hinbekommen", räumt man in Hannover ein. Linde-Chef Wolfgang Reitzle sorgt als neuer Conti-Oberaufseher für Ruhe, wo sein Vorgänger den Spaltpilz gab. Mit Elmar Degenhart steht nun ein Mann an der Conti-Spitze, der aus dem Hause Schaeffler kommt, was wieder die Familie beruhigt. Auch die Börse trug zur Entspannung bei: Nur deren Erholung hat die Kapitalerhöhung bei Conti zu Konditionen erlaubt, die bei den Schaefflers einen komforablen Kontrollanteil von 75 Prozent belassen.Doch weitere Aufgaben stehen an: Weil die Franken mutmaßlich 2011 mit Conti fusionieren wollen, müssen sie sich selbst kapitalmarktfähig machen. Im ersten Schritt haben sie dazu gestern große Teile ihrer deutschen Aktivitäten unter das Dach der Schaeffler Technologies GmbH & Co KG gebündelt. 20 000 der 26 500 heimischen Konzernmitarbeiter sind betroffen. Zur neuen Leitfirma gehört der Unternehmensteile Ina, also auch der Standort Homburg mit seinen mehr als 2300 Mitarbeitern. Noch 2010 dürften Maria-Elisabeth Schaeffler und ihr Sohn dann die persönliche Haftung kappen, die sie auch mit der neuen GmbH & Co KG noch verbindet. Das kann per Umwandlung in eine Aktiengesellschaft geschehen. Dann müsste im dritten Schritt ein starker Investor ins Boot, oder die Banken wandeln bis dahin nicht getilgte Kredite in Anteile am neuen Zuliefer-Riesen um. Dem Schuldenabbau räumt Rosenfeld daher Vorrang ein. Dazu muss die Konjunktur mitspielen. 2009 sanken die Schaeffler-Umsätze um 16 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro, die operative Gewinnmarge von gut zwölf auf fünf Prozent. Insgesamt dürften wegen hoher Kreditzinsen Verluste zu Buche stehen. Auf rund eine Milliarde Euro schätzt ein Insider die Zinslast. Notfalls werde ein Unternehmensteil verkauft. Die Frage, was der Familie am Ende bleibt, sei noch nicht geklärt.

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