Da ist handwerkliches Geschick gefordert

St Wendel · Schüler der neunten Klasse am St. Wendeler Cusanus-Gymnaium waren zu Gast bei der Handwerkskammer in Saarbrücken. Sie lernten verschiedene Handwerksberufe kennen und probierten an Maschinen selbst aus.

 Betreuerin Eileen Korter (rechts) gibt Laura Laiko Tipps zum Biegen eines Drahtes. Foto: bo

Betreuerin Eileen Korter (rechts) gibt Laura Laiko Tipps zum Biegen eines Drahtes. Foto: bo

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Da flog ihm wohl vor lauter Freude sein Werkstück davon: Nils Neis hatte seine Aufgabe als Erster erfüllt. Nach vorgegebener Zeichnung sollte er einen im Schraubstock eingespannten Draht mit Hilfe eines Hammers biegen. Beim Ausspannen flog dieser dann quer durch die Werkstatt. "Handwerk ist eigentlich nicht so mein Hobby", sagte der Schüler des St. Wendeler Cusanus-Gymnasiums grinsend. Laura Laiko stimmte lächelnd zu: "Einen Nagel zu Hause in die Wand schlagen klappt schon, aber Drahtbiegen ist nicht so meines."

Trotzdem haben die Schüler der Stufe neun der weiterführenden Schule in der vergangenen Woche einiges gelernt, vor allem über sich selbst. Von Mittwoch bis Freitag waren drei Klassen in der Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) in Saarbrücken. Ihr Ziel: Zur Vorbereitung auf die spätere Berufswahl an einer Potenzialanalyse teilnehmen. Diese Art der Berufsorientierung gibt es bereits seit 2008, erzählt Projektkoordinator Thomas Paul. "Es geht darum, Neigungen und Fähigkeiten der Jugendlichen herauszukristallisieren", erklärt Paul. Damit solle bei der späteren Berufswahl keine Zeit verloren gehen. Anhand der Stärken-/Schwächen-Analyse könnten die Schüler feststellen, ob ihnen ein handwerklicher Beruf Spaß mache. Als Betreuer bei der Potenzialanalyse fungieren Mitarbeiterinnen des Diakonischen Werkes an der Saar, mit dem die HWK kooperiert.

Nach wie vor habe das Handwerk mit Vorurteilen zu kämpfen, dabei gehe es um weitaus mehr, als nur Schrauben in Wände zu drehen. Derzeit gibt es bundesweit rund 130 handwerkliche Berufe, von denen im Saarland etwa 60 gelehrt werden. "Das reicht vom Augenoptiker bis zum Zweiradmechaniker", fasst Projektkoordinator Paul zusammen. Neben dem oben beschriebenen Drahtbiegen waren auch einfachere Aufgaben zu bewältigen, etwa die fehlende Hälfte eines einfach gezeichneten Autos symmetrisch zu ergänzen oder eine Linie im immer gleichen Abstand parallel zu zeichnen. Damit sollen kognitive Fähigkeiten oder räumliches Denken getestet werden. "Die Schüler sollen die Aufgaben alleine lösen", erzählt Isabella Seibert. Ihre Kollegin Eileen Korter ergänzt: "Natürlich helfen wir auch oder geben Tipps, wenn es erforderlich ist."

Die Berufsvorbereitung für die Cusanus-Schüler besteht neben der Potenzialanalyse noch aus den Werkstatttagen, die im Mai 2017 über die Bühne gehen. Dabei werden innerhalb von zehn Arbeitstagen ganz konkret einige Berufsfelder in Theorie und Praxis vorgestellt, wobei man etwa alle zwei Tage den Beruf wechselt. Auch die ehemalige Verteilung der Geschlechter soll bei der Potenzialanalyse infrage gestellt werden. "Mädchen feilen und hämmern genauso gerne mal, wie Jungs auch mal die Haare schneiden", so Thomas Paul.

Das Cusanus beteiligte sich übrigens als erstes Gymnasium im Saarland an dieser Zusammenarbeit. "Wir möchten in diesem und den folgenden Schuljahren als Projektschule mit der HWK weiter zusammenarbeiten, um das bewährte Konzept einer Kombination von Potenzialanalyse und anschließenden Werkstatttagen auch auf den gymnasialen Bereich zu übertragen", erklärt Schulleiter Martin Wagner.

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