In jungen Jahren von der Leidenschaft gepackt

Fast jeder 2CV-Fahrer und Entenliebhaber hat zu seinem Vehikel ein ganz besonderes Verhältnis. Kaum einer, der nicht ins Schwärmen gerät und etliche Geschichten erzählen kann, die eng mit dem "Deux Chevaux", wie die Franzosen das Kultmobil nennen, verbunden sind. Für viele ist ein 2CV mehr als nur ein Fortbewegungsmittel, das einen von A nach B bringt

 "Savoir-vivre" und das Fahren einer Ente gehören für den 2CV-Liebhaber Karl-Heinz Disson einfach zusammen. Foto: Marc Prams

"Savoir-vivre" und das Fahren einer Ente gehören für den 2CV-Liebhaber Karl-Heinz Disson einfach zusammen. Foto: Marc Prams

Fast jeder 2CV-Fahrer und Entenliebhaber hat zu seinem Vehikel ein ganz besonderes Verhältnis. Kaum einer, der nicht ins Schwärmen gerät und etliche Geschichten erzählen kann, die eng mit dem "Deux Chevaux", wie die Franzosen das Kultmobil nennen, verbunden sind. Für viele ist ein 2CV mehr als nur ein Fortbewegungsmittel, das einen von A nach B bringt. Oftmals geht sogar eine gewisse Lebenseinstellung mit dem Fahren einer Ente einher. Der Furpacher Karl-Heinz Disson gehört zu denjenigen, die in jungen Jahren von der Enten-Leidenschaft gepackt wurden und dem populären Modell seither treu geblieben sind. Insgesamt 43 Citroen-Fahrzeuge waren bisher im Besitz des 64-jährigen Lehrers im Ruhestand. 22 davon trugen den weltberühmten Schriftzug auf dem Kühlergrill: 2CV. "Gleich nachdem ich 1966 meinen Führerschein gemacht habe, borgte mir meine Oma 1000 Mark, wovon ich mir meine erste Ente kaufen konnte. Baujahr 55, 12 PS. In den Sommerferien bin ich dann mit meiner Freundin zum Campen nach Arcachon an die Atlantikküste gefahren. 22 Stunden haben wir für die 1200 Kilometer gebraucht, die wir am Stück gefahren sind", erinnert sich Disson, der bei Baguette und Käse bestätigt, dass es ihm die französische Lebensart "Savoir-vivre" angetan hat. "2CV-Fahrer sind nun mal eher gemächlich auf den Straßen unterwegs. Allzu schnell fahren kann man mit den Enten ja nicht. Und diese Gelassenheit ist eine Charaktereigenschaft, die viele Enten-Fahrer verbindet", berichtet Disson aus Erfahrung. Als er zu seiner ersten Schulstelle auf dem Land mit der Ente in der Nordpfalz angereist sei, habe sich die gesamte Belegschaft des Landratsamtes Rockenhausen zur Besichtigung "dieses seltsamen Vehikels" auf dem Hof versammelt. Im Saarland gehörte die Ente wegen der Nähe zu Frankreich längst zum Straßenbild, aber im Rest der Republik war sie kaum anzutreffen. "Als ich dann auch noch eine Juso-Arbeitsgemeinschaft gründete, war ich mit meinen damals üblichen langen Haaren und dem Vollbart in den bäuerlich geprägten Dörfern schnell der 'Kommunischd mit denne komische Audos'", lacht Disson und gibt zu, dass er seinem erworbenen Image natürlich auch gerne gerecht werden wollte. Von Anfang an hat er selbst an seinen Enten geschraubt und gebastelt und sich dabei immer an das Motto seines Vaters erinnert, der ihm als Kfz-Mechaniker mit Tipps und Tricks zur Seite stand. "Die haben das zusammengebaut, dann können wir das auch auseinanderbauen, hat er immer gesagt, und er hatte recht." Seine Bastelleidenschaft war es auch, die ihn bei der Restauration seines jetzigen Fahrzeugs zu einer erstaunlichen Entdeckung führte. 2009 hat Disson die Ente im Internet gekauft und eigenartige Parallelen zu einem 2CV festgestellt, den er 1983 in Bad Kreuznach gekauft und zwei Jahre später dort wieder verkauft hatte. "Dass die Stange am Kofferraum die gleichen Dellen aufwies wie beim meiner alten Ente, habe ich noch als Zufall abgetan. Aber ich habe damals einiges an der Elektronik verändert und meine Handschrift wiedererkannt", erzählt der Enten-Fan. Nach einer Recherche bei der Kfz-Zulassungsstelle kam dann die erstaunliche Erkenntnis, dass es sich um eben jenes Auto handelte, dass bereits vor 25 Jahren im Besitz von Disson war und seither zwölf andere Halter hatte. "Man könnte sagen, wir haben uns zwar nicht gesucht, aber trotzdem gefunden." In der Regel verkauft er die restaurierten Fahrzeuge zwar, um sich einem neuen Projekt zu widmen, aber in diesem speziellen Fall wird er eine Ausnahme machen. "Das treue Stück bekommt bei uns sein Gnadenbrot", verspricht er. Eine Ente sei wie eine Zeitmaschine, erklärt Karl-Heinz Disson und fügt hinzu: "Man setzt sich hinein und schon ist man in den Sechzigern und Siebzigern. Und was das Fahrgefühl bei offenem Dach angeht, kann es kein anderes Auto mit der Ente aufnehmen. Das steht fest."

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