Zeitlose musikalische Schönheiten

St. Wendel. Höhepunkten der deutschen Orgelmusik begegnete man im dritten Konzert der "Orgelmusik am Abend" in der Wendelinusbasilika. Manfred Degen, Bezirkskantor und Orgelsachverständiger des Bistums Speyer, demonstrierte an Werken von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn-Bartholdy die kammermusikalische Subtilität und zeitlose Schönheit dieser Kompositionen

St. Wendel. Höhepunkten der deutschen Orgelmusik begegnete man im dritten Konzert der "Orgelmusik am Abend" in der Wendelinusbasilika. Manfred Degen, Bezirkskantor und Orgelsachverständiger des Bistums Speyer, demonstrierte an Werken von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn-Bartholdy die kammermusikalische Subtilität und zeitlose Schönheit dieser Kompositionen. Kräftige Pedalregister, die dem entsprechenden Solo Nachdruck verliehen, gegenüber den feinziselierten Oberstimmen bestimmten den ersten Satz von Bachs "Toccata, Adagio und Fuge C-Dur". Sehr verinnerlicht und fast romantisch klang das Adagio, und auch die untadelig musizierte Fuge vermied das allzu Laute. Von hier war der Übergang leicht zur eigentlichen Kammermusik, die Bach als ständige Herausforderung für Organisten hinterließ, seinen Triosonaten. Degen hatte die zweite in c-Moll gewählt und schuf ein überzeugendes Gleichgewicht der Stimmen im Vivace, hellere Klangsphären im Largo und mit kräftigeren Flöten ein leichtfüßiges Allegro. Während diese Werke keine geistliche Musik im engeren Sinne sind, knüpft Mendelssohn ganz bewusst an Bachs Kirchenmusik an und bezieht sich in seinen Orgelsonaten wiederholt auf evangelische Kirchenlieder. So erklingt in der dritten Sonate in A-Dur der Choral "Aus tiefer Not schrei ich zu dir" in den Fugenteilen des ersten Satzes. Als romantisches Element gesellen sich zur ererbten Kunst des Kontrapunkts charakteristische Crescendi. Stilgerecht hob Degen den andächtigen Gesang des zweiten Satzes, der wie ein gedämpftes Streicherensemble wirkte, davon ab. Nicht kontrapunktisch kaschiert, sondern in seiner Homophonie plakativ herausgehoben hörte man den Choral "Was mein Gott will, das g'scheh allzeit" in Mendelssohns erster Sonate in f-Moll. Das Andante gab sich weich und transparent. Nach einem rezitativischen Einschub folgte das abschließende "Allegro assai vivace", mit dem der Solist zeigen konnte, wie sehr er Meister seines Instruments ist. Seine gut organisierte Dynamik führte erst in den beiden Schlussakkorden zum Fortissimo. Es tat den Hörern dieser kostbaren Musik sehr gut, dass Degen ihnen zwischen den Stücken die erwünschte Zeit zum innerlichen Nachklang gewährte, obwohl die Orgeltechnik inzwischen blitzschnelle Wechsel erlaubt.

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