Jugendrat Durch Engagement vieles bewegen

St. Wendel · Bei der Stiftung Hospital in St. Wendel engagieren sich junge Leute im Jugendrat. Hier lernen sie auch, wie demokratische Prozesse funktionieren.

 Der Jugendrat der Stiftung Hospital in St. Wendel freut sich über die finanzielle Unterstützung durch eine Spende des Deutschen Kinderhilfswerks.

Der Jugendrat der Stiftung Hospital in St. Wendel freut sich über die finanzielle Unterstützung durch eine Spende des Deutschen Kinderhilfswerks.

Foto: Frank Faber

Mitmachen, sich positiv einmischen, verändern und mitentscheiden: Jugendliche können viel bewegen, wenn sie sich engagieren. Bei der St. Wendeler Stiftung Hospital werden seit einem Jahr die Interessen junger Menschen von einem Jugendrat vertreten. 15 Jungs und zwei Mädels bilden ein gemeinsames Sprachrohr für die Anliegen der Jugendlichen. „Ich repräsentiere unser Haus, höre mir Probleme an und versuche zu vermitteln“, sagt der 19-jährige Julian, der im Jugendrat mitarbeitet. Freier WLAN-Zugang, Mitbestimmung, mehr Privatssphäre und ein respektvoller Umgang sind die wichtigsten Wünsche von jungen Menschen, die in Einrichtungen der Jugendhilfe leben. „In den Wohngruppen erfahre ich in den Gesprächen, was jeden so bedrückt. Darüber sprechen wir dann bei den Treffen des Jugendrats und geben alles wichtige an die Hausleitung weiter“, berichtet Cedric (17), den der Jugendrat zum Vorsitzenden gewählt hat.

Umgekehrt besteht für den Jugendrat die Möglichkeit, Entscheidungen der Leitung direkt zu erfahren, Hintergründe zu verstehen und diese wieder in die Gruppen zu transportieren. Mittlerweile, so ergänzt Julian, befinde sich das erst vor einem Jahr an den Start gegangene Gremium auf einem guten Weg. „Wir sehen schon Fortschritte, dass die Anliegen und Beschwerden schnell weitergeleitet werden“, zieht Julian ein positives Zwischenfazit. An den Treffen des Jugendrats, der sich aus den Vertretern der einzelnen Wohngruppen der Einrichtung zusammensetzt, nehmen meistens zwischen acht und zehn Mitglieder teil. „Wir wollen weiter eine Struktur finden, mit der wir selbst klarkommen“, schaut Julian voraus. Die dezentrale Unterbringung, Beruf und Schule und die lückenhaften Busverbindungen erfordern viel Motivation und Engagement von den Jugendlichen.

„Für uns ist es wichtig zu sehen, dass die Hausregeln angenommen werden. Demokratie ist für viele der jungen Menschen oft noch ein schwieriges Instrument“, konstatiert Jugendhilfeleiterin Astrid Schmitt-Jochum. Die Stiftung Hospital unterstützt, dort wo es möglich ist, das Agieren der jungen Menschen. Zum Beispiel haben Mädels sich erfolgreich für eine Bushaltestelle auf dem Hospitalgelände stark gemacht, eine weitere weibliche Gruppe sich massiv über die Installation eines Raucherpavillons beschwert. „Das war eine wichtige Erfahrung für sie, weil sie ihren Lebens- und Wohnraum schützen wollen“, sagt Schmitt-Jochum. Darüber hinaus wissen die Jugendlichen, dass ihr Beschwerdemanagement nicht umsonst gewesen ist. Viele der Jugendlichen wechseln aus der stationären Jugendhilfe in zunehmend selbstbestimmtere Lebensformen, was auch eine Fluktuation für den Jugendrat bedeutet. „Haben sie nicht gelernt, sich demokratisch zu beteiligen, Konflikte adäquat auszutragen, ihre Rechte wahrzunehmen und für sie und sich einzustehen, bleibt der Weg des jungen Erwachsenen schwierig und voller Hindernisse“, meint die Jugendhilfeleiterin.

Der „Länderfonds Saarland für Beteiligung von Kindern und Jugendlichen“ des Deutschen Kinderhilfswerkes und des Saarlandes hat jetzt das Projekt „Gründung eines Heimbeirates“ der Stiftung Hospital mit 1169 Euro unterstützt. „Ein Jahr nach Gründung des Jugendrates beobachten wir, dass die Jugendlichen positiv mit demokratischen Prozessen umgehen, sie wollen mitgestalten und entwickeln. Wir wollen nun den Erfahrungsaustausch mit anderen Jugendräten suchen und die Verbindungen aktivieren“, benennt Hospital-Direktor Dirk Schmitt weitere Ziele. Beim Landkreis St. Wendel werde der Jugendrat eine Bewerbung für den Jugendpreis 2018 zum Thema „Engagement vor Ort – Mitmachen statt Meckern“ einreichen. Eine weitere Aufgabe, so Schmitt, sei die Integration von Jugendlichen zu fördern, die ihre Wurzeln nicht in Deutschland haben.

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