Das Mittelalter lebt wieder in Kirkel

Im Mittelalter wartete man verzweifelt auf den Frühling. Das klingt zumindest in jener mittelalterlichen Dichtung an, in der der kalte Winter verabscheut und das blumenreiche Frühjahr in höchsten Tönen besungen wird. Das hat sicherlich auch praktische Ursachen gehabt, da in den steinernen Gewölben einer Burg höchstens zwei Kamine anzutreffen waren, einer davon in der Damen-Kemenate

Im Mittelalter wartete man verzweifelt auf den Frühling. Das klingt zumindest in jener mittelalterlichen Dichtung an, in der der kalte Winter verabscheut und das blumenreiche Frühjahr in höchsten Tönen besungen wird. Das hat sicherlich auch praktische Ursachen gehabt, da in den steinernen Gewölben einer Burg höchstens zwei Kamine anzutreffen waren, einer davon in der Damen-Kemenate. Ansonsten war es in den Burgen meist feucht und kalt. Die Feuchtigkeit ist bis heute ein Problem der Kirkeler Burg, die seit dem Ende des 30-jährigen Krieges nicht mehr ständig bewohnt und ab 1740 als Ruine geplündert wurde. Aber was macht das schon? Diese Ruine hat innerhalb der vergangenen zehn Jahre eine wunderbare Wiederentdeckung erlebt. Vor allem wegen des Mittelaltermarktes, der nächste Woche wieder die Massen anlockt. Ob wirklich alles "historisch getreu" ist, was da geboten wird, mag dahingestellt sein. Wichtig ist die Stimmung, die allein schon durch das Stroh auf dem Boden des Handwerkerdorfes aufkommt. Fehlen nur noch frei herumlaufende Gänse und Enten. Eine lebendige Burg lädt ein zur Beschäftigung mit der Vergangenheit, mit Saliern, Staufern, mit den Kreuzzügen, den Kathedralen und mit dem Verständnis der tiefen Frömmigkeit. Und so wird Kirkel, ein eher unbedeutender Marktflecken, für viele Besucher anschaulicher als so manche Kaiserpfalz, die heute wie ein totes Museum wirkt.

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