Großbauten im Saarland Bouillon plädiert für die Uni im Zelt

Saarbrücken · Der Saar-Bauminister will Studenten während der Gebäudesanierung auf dem Saarbrücker Campus in einem Großzelt unterbringen.

 Modell Lebach? Wenn das Gebäude der Geisteswissenschaftler auf dem Saarbrücker Uni-Campus saniert wird, plädiert Klaus Bouillon für ein Großzelt als Ausweichquartier. In der Lebacher Landesaufnahmestelle waren darin Flüchtlinge untergebracht.

Modell Lebach? Wenn das Gebäude der Geisteswissenschaftler auf dem Saarbrücker Uni-Campus saniert wird, plädiert Klaus Bouillon für ein Großzelt als Ausweichquartier. In der Lebacher Landesaufnahmestelle waren darin Flüchtlinge untergebracht.

Foto: rup

Der Bauhelm liegt demonstrativ vor ihm auf dem Kabinettstisch der Staatskanzlei: Klaus Bouillon agiert einmal mehr in seiner Lieblingsrolle des Anpackers, des Schaffers, des Machers. So hat sich der 69-Jährige auch aufs jüngste Teilressort seines Großministeriums, das von Innen bis Sport reicht, gestürzt: das Bauen. Oder besser noch: zu planen und zu kontrollieren, was und wie das Land baut. Sein Generalmotto dafür: „Mir schaffe jetzt anders“. Das müsste in der Staatskanzlei und dem Finanzministerium (ebenfalls CDU-geführt), von denen Bouillon Kompetenzen wie Personal für die neue Aufgabe erbte, eigentlich als harsche Kritik in diversen Ohren klingeln. Dazu schweigt der sonst Klartext über alles liebende Minister dann aber ganz kabinettskonziliant: „Ich schaue nur nach vorn.“

Dickster Brocken jetzt für den neuen Bauminister: „der Super-Gau Saar-Uni“. Die in weiten Teilen bröselnde Substanz der Hochschulbauten im Saarland war schon ein heiß diskutiertes Wahlkampfthema. Nun soll es Bouillon richten. Als akuter Notfall erweisen sich da die beiden Gebäude C5 2 und C5 3 der Philosophischen Fakultät auf dem Saarbrücker Campus (wir berichteten). C5 2, ein rund 150 Meter langer, mehrstöckige Betonriegel, in dem bis zu 1000 angehende und studierte Geisteswissenschaftler tätig waren, muss komplett erneuert werden. Ein Schwelbrand vor einigen Wochen hatte Mängel beim veralteten Brandschutz offenbart. Auch die Elektrik des Gebäudes aus dem Jahre 1965 ist marode.

„Für C5 2 gibt es eine klare Linie: Es wird keine weitere Teilnutzung des Baus geben“, sagte Bouillon gestern im Sommergespräch mit Journalisten. Schnellstmöglich solle, so sei es auch mit der Uni-Leitung abgestimmt, saniert werden. Für das Gebäude C5 3 hingegen bleibt nur der Abriss. Rund 15 Millionen Euro, schätzt Bouillon grob, müsse für beides aufgewandt werden. Und die Arbeiten werden sich wohl „fünf Jahre mindestens“ hinziehen. „Wenn alles gut geht, kann man 2022 fertig sein.“ Sofern man sofort loslege. Abriss, Planungen, Ausschreibungen, Bauarbeiten, summiert Bouillon auf, all das dauere.

Wohin aber dann mit den Studierenden in dieser Zeit? Zumal das kommende Wintersemester nicht mehr fern ist. „Es gibt natürlich eine Menge leerstehende Gebäude“, so der Minister. Er empfehle der Uni jedoch eine Lösung, die er auch in Lebach in der Landesaufnahmestelle gewählt habe, als es galt, rasch eine große Zahl von Flüchtlingen unterzubringen. „Ein Großzelt, das lässt sich ganz schnell aufbauen und ist sogar orkanfest“, preist Bouillon die Konstruktion seiner Wahl. Letztlich müsse das aber die Uni entscheiden.

Ansonsten packt Bouillon die neue Aufgabe des Bauministers, die er im Mai übernommen hat, sehr grundsätzlich an. „Zuerst brauchen wir mal eine exakte Analyse, wo es geklemmt hat.“ Zuletzt habe das Land von den 40 Millionen Euro, die pro Jahr für Baumaßnahmen vorgesehen waren, gar nicht alles umsetzen können, weil es an Personal für die entsprechenden Planungen fehlte. Zweites großes Defizit, so der Minister: Es mangele bei öffentlichen Bauten bisher an geeigneter Kontrolle: „Es gibt kaum Personal, das Baumaßnahmen überwacht.“ Daher will er jetzt eine „neue oberste Baubehörde einrichten, die zentral geführt wird und die vor allem Kontrollfunktionen bekommt“. Bis Oktober, versichert er, wolle er darlegen, wie sich diese Behörde zusammensetzt.

         Bauminister Klaus Bouillon   

Bauminister Klaus Bouillon  

Foto: dpa/Harald Tittel

Darüber hinaus will Klaus Bouillon auch die Zahl der Unteren Bauaufsichtsbehörden von derzeit 12 im Land auf sechs reduzieren. Damit, hofft er, komme man künftig  bei Brandschutzfragen schneller zu Ergebnissen.

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