Saarbrücker Wechseltheater in Wuppertal

Wuppertal/Saarbrücken · Toshiyuki Kamioka, bis Mitte 2014 Chef des Staatsorchesters, verlässt nach harscher Kritik die Wuppertaler Oper. Sein Nachfolger als Intendant wird Berthold Schneider. Der war Operndirektor in Saarbrücken.

Die Welt ist ein Dorf - und das Theater manchmal bloß ein Ortsteil. An der Wuppertaler Oper geben sich Ende der nächsten Saison nun zwei Ex-Saarbrücker die Klinke in die Hand. Berthold Schneider, bis Mitte 2012 noch Operndirektor am Saarländischen Staatstheater, wird Mitte 2016 Toshiyuki Kamioka an der Wuppertaler Oper als Intendant beerben. Kamioka war wiederum bis Mitte 2014 Generalmusikdirektor des Saarländischen Staatsorchesters und ist noch Dirigier-Professor an der Saarbrücker Musikhochschule.

Damals verließ der japanische Dirigent Saarbrücken und ging nach Wuppertal, weil man ihm dort die Oper und seine Ämter - Kamioka war damals bereits Chefdirigent der dortigen Sinfoniker - ganz nach seinen Vorstellungen maßschneiderte. Der Dirigent holte sich "Musik & Theater Saar"-Chef Joachim Arnold als zweiten Mann und Organisator an seine Seite. Und gemeinsam krempelten die beiden den eingefahrenen Theaterbetrieb gründlich um. Mit Start der Saison 2014/15 führten sie den heftig kritisierten Stagione-Betrieb ein. Man arbeitete fortan ohne festes Ensemble mit Gastsängern und setzte auf wechselnde Blockaufführungen, vorwiegend die großen Titel des Repertoires, die dank Stars mehr Publikum anlocken sollten. Das brachte dann dem Haus durchaus ob der Qualität der Produktionen auch Anerkennung, Kamikoa und Arnold ernteten aber auch reichlich Kritik . Weithin wurde ihr Ansatz so interpretiert, als wollten sie die Axt an das deutsche Theatersystem mit seinen festen Ensembles legen.

Nach massiver Kritik gibt der japanische Dirigent seine beiden Ämter, Intendant und Chefdirigent, nun zum Ende der Spielzeit 2015/16 ab. Auch Joachim Arnold wird dann seine Tätigkeit in Wuppertal einstellen. Das gab der Chef der Merziger Zeltoper bereits vor längerem bekannt. Ein Grund für Kamiokas vorzeitigen Rückzug dürfte freilich auch sein, dass er für Aufgaben in seiner Heimat Japan im Gespräch ist.

In Saarbrücken arbeiten Kamioka und Schneider, der 2012 hier von Operndirektorin Brigitte Heusinger abgelöst wurde, Tür an Tür. Allerdings nicht immer im Konsens. Schneider, der in Saarbrücken insbesondere auf zeitgenössisches Musiktheater großen Wert legte, aber etwa auch die vorbarocken "Florentiner Intermedien" auf die Bühne brachte, war zwischenzeitlich Operndirektor in Darmstadt. Der 1965 in Marburg geborene Schneider gilt im Gegensatz zu Kamioka als Anhänger des Ensembleprinzips. In Wuppertal steht also wohl eine radikale Kehrtwende an.

Unklar ist jedoch, wer Kamioka als Chefdirigent des Sinfonieorchesters beerben wird. Seit mehr als zehn Jahren leitet er das Orchester in Wuppertal, die Konzertreihen haben begeisterten Zuspruch.

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